Oft fühlen wir uns im Alltag gehetzt und getrieben. Nicht immer sind es objektiv gesehen äußere Anforderungen, die uns treiben – obwohl es uns häufig so vorkommt. Doch öfter als wir denken treibt uns auch eine innere Vorstellung an. Sie gibt uns vor, warum und unter welchen Bedingungen wir uns selbst als okay betrachten dürfen: unser Selbstideal.
Positive und negative Seiten des Selbstideals
Das Selbstideal ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bringt es uns dazu, Gutes in die Welt zu bringen und über uns selbst hinauszuwachsen. Andererseits treibt es uns aber auch an, manchmal sogar über die Grenze der Erschöpfung hinaus. Schließlich kann es dazu führen, dass wir unsere Mitmenschen nerven, weil wir uns selbst toll finden, obwohl wir doch nur immer wieder stereotyp dasselbe tun.
Für uns selbst, unsere Gesundheit, aber auch unsere Mitmenschen ist es deshalb wichtig, dass wir merken, wann uns unser Selbstideal in negativer Weise antreibt und wie wir aus diesem Druck herausfinden können. In dieser Aktion findest du drei Schritte, die dir zeigen, wie du mit deinem Selbstideal so balanciert umgehen kannst, dass du dadurch wirklich ein besserer Mensch wirst — zu dir und zu anderen.
Reifungsschritt der Menschheit
Übrigens: diese Übung entspringt der Überlegung, dass wir als Menschheit kollektiv und individuell vor einem entscheidend notwendigen psychologischen Reifungsschritt stehen, vor dem wir gegenwärtig zurückscheuen wie das Pferd vor einem Hindernis. Der Reifungsschritt ist unabhängig von den inhaltlichen Positionen zum Beispiel in der Politik, Religion oder in privaten Beziehungen.
Es geht darum radikal aufzuhören, die Welt in gut oder böse, richtig oder falsch, wir oder ihr zu spalten und den jeweils Anderen für das vorliegende Unheil verantwortlich zu machen. Es geht darum zu sehen wie wir die unreife Trennung in „ihr = böse und falsch“ und „wir = gut und richtig“ auflösen können. Und wie wir sie durch Fragen ersetzen wie: „Wie seid ihr gut und richtig und wir nicht nur gut und richtig, sondern böse und falsch?“.
Erst dann werden wir ein komplettes Bild von uns und den Anderen bekommen. Das mildert unsere Aggressivität und Rigidität, mit der wir unser Eigenes gegen den bösen Gegner verteidigen. In diesem Sinn befassen wir uns mit Fragen wie „Was ist mein Weltbild? Welches Selbstideal treibt mich? Projiziere ich alles, was nicht mit meinem Selbstideal vereinbar ist, auf andere und bekämpfe sie?“
Die folgende Übung ist dafür ein Anfang, indem wir uns fragen, was wir an uns gut finden – und wie das aber auch letztlich für uns und die Welt auch Negatives bewirkt.
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