Bei uns hier in Deutschland fließt das Wasser einfach immer aus dem Hahn, ist immer verfügbar und grenzenlos vorhanden. Dass es mal kein Wasser gibt, passiert eigentlich nie. Warum sich also Gedanken über den Wasserverbrauch machen?
Wasser ist ein Luxusgut
Letztes Jahr habe ich ein Auslandssemester in Kamerun verbracht. So habe ich für sechs Monate in der Hauptstadt Yaoundé gelebt und unter den vielen bereichernden Erfahrungen auch ein anderes Verhältnis zu Wasser als Gut gewonnen.
In dem Viertel, in dem ich wohnte, kam es vor allem während der Trockenzeit zu Wasserengpässen – das heißt, es kam einfach ohne Vorwarnung kein Wasser mehr aus dem Hahn, auch mal mehrere Tage lang. Durch diese Zeit habe ich gelernt, wie sparsam wir in Bezug auf Wasser eigentlich leben können – und dass Wasser einen wirklichen Wert hat, den wir zu schätzen wissen sollten.
Globales Bewusstsein entwickeln
Trinkwasser ist global gesehen eine Mangelware. Nur 1 Prozent der weltweiten Wasservorräte ist direkt als Trinkwasser verfügbar. Und dieses Trinkwasser ist dabei noch extrem ungleich verteilt.
In Deutschland merken wir bislang nichts von knappen Wasserressourcen: Jede*r verbraucht pro Tag durchschnittlich 127 Liter frisches Trinkwasser. Und das während laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als eine Milliarde Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser leben. Wir sollten uns also bewusst machen, dass Wasser ein kostbares Gut ist und es auch als ein solches behandeln.
Unser Leitungswasser wird schließlich der Natur, dem großartigen Ökosystem Erde, entnommen. Und diesem Ökosystem fügen wir Menschen durch unsere Ressourcennutzung schon viel zu viel Schaden und Verlust zu.
Das Wasser, welches wir im Alltag verbrauchen und somit verschmutzen (oder oft auch nur verschwenden), landet im Abfluss – nur, damit wir es dann unter Energieaufwand wieder reinigen. Den eigenen Wasserverbrauch mal zu überdenken betrifft also mit Verbrauch und Energie nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das globale Bewusstsein.
Bei dieser Aktion geht es deshalb darum auszutesten, wie viel Wasser du im Alltag wirklich benötigst und wo du persönlich Wasser einsparen kannst.
Tipp: Global denken
Bis zu 75 Prozent der weltweiten Trinkwasservorräte werden für die Landwirtschaft genutzt – vor allem die Tierhaltung und der Anbau von Monokulturen verbrauchen enorm viel Wasser. Deshalb ist es wichtig, sich im Konsument*innendasein immer bewusst zu machen, wie wasserintensiv Produkte sind – so werden beispielsweise Kaffee, Kakao oder Tee immer öfter in meist sowieso schon trockenen Gebieten angebaut.
Eine Tasse Kaffee benötigt dadurch beispielsweise unglaubliche 140 Liter Wasser!
Die Frischwassermenge, die zur Herstellung eines Produktes verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird, nannte erstmalig der englische Geografen John Anthony Allan „virtuelles Wasser“. Mehr Information zum „virtuellen Wasser“ und weitere Produktbeispiele kannst du beim Water Footprint Network oder unter http://www.virtuelles-wasser.de finden.
Ich bin dankbar für unser gutes Trinkwasser, seit ich in Auslandsurlauben erlebt habe, wie schlecht und gechlort das Leitungswasser anderswo schmeckt. Vermutlich gibt es nirgends auf der Welt so gesundes Trinkwasser wie in D!
Natürlich genieße ich es aber auch gern, daß wir WAsser in Hülle und Fülle haben.
Nur eben, möglichst, mit Hirn.
Bei „Expedition Haltung“ steht etwas von mir zum Thema Baden.
Ferner: Der Garten wird bei mir grundsätzlich nie mit WAsser aus der Leitung versorgt, nur Regenwasser und etwas Grundwasser aus einer Zisterne werden verwendet. Mangelt es an beidem, wird Spül- und / oder Badewasser in eimern rausgetragen, um die am ärgsten durstenden Pflanzen zu gießen.
Und last not least… bitte wenn ihr gleich lacht, LeserInnen, dann bitte gutmütig …
alle Welt denkt, es sei Umweltverschmtzung, wenn man statt aufm Klo in den Busch pinkeln geht. So einfach ist das aber nicht. Wenn viele an ein und derselben Stelle das tun, z. B. in den Büschen neben autoraststätten, überladen sie den Boden mit Nitrat, dem Hauptbestandteil von Harn, und dann ist es Verschmutzung. Macht aber ein Mensch oder tier an einer Stelle sein Geschäft, wo sonst kaum Nitrat hinkommt, schadet es nichts. Und Urin ist gewöhnlich steril, verbreitet also keine Seuchen.
Geht man dagegen aufs Klo fürs kleine Geschäft und hat keine Brauchwasserspülung, vertut man für die paar Tropfen gelbe Nitratlösung 5 oder bei alten Installationen sogar 10 Liter Trinkwasser, dessen Herstellung viel Energie, Arbeit und rohstoffe kostet! DAS ist Umweltverschmutzung, Leute…
Kurz, ich geh in meinem Garten öfters mal in den Busch zu diesem Zweck, immer wieder an ner andern Stelle, und freu mich dabei „wieder 5 Liter Wasser gespart.“
Praktiziert seit: 2002. aufwand: null. Risiko persönlicher Nachteile, leider: relativ hoch.
Ergebnis: 150 x / Jahr x 15 Jahre x 5 Liter = 2250 x 5 = 11250 Liter ralso 11,25 Kubikmeter Trinkwaser gespart. Und meine Hecke auch mal n bißl gedüngt. Kompost und andern Dünger kregen bei mir sonst nur die Beete.
VORSICHT das darf man nur nachmachen, wenn man aufm Land lebt. Im eigenen Garten oder im Wald.
In der Stadt ist es TOTAL uncool, auch in den Parks, und zudem eine Ordnungswidrigkeit, die Geldstrafe kostet.
Und wer es macht, darf nix davon erzählen. Niemandem. Daß ich es tue, ist dreist genug, ich lasse sowas nur raus, weil ich will, daß wir unseren Planeten weniger plündern, basta, wenns den Andern wurst ist, dann mir um so weniger, und mir ist für diesen Zweck (fast) jedes Mittel recht.
Hallo Veronika, ich mag deine pragmatische Art und deine „dreisten“ Tipps 🙂 In der Tat kenne ich diese Praktik aus zwei Gemeinschaften (Ökodorf etc.), die nur Komposttoiletten haben. Dort „darf“ man auch in die Büsche und es ist total normal. Und wenn es so allgemein normal ist, ist es auch irgendwie schöner, in der Natur zu hocken, als im Häuschen … zumindest bei gutem Wetter 🙂 Allerdings wohnen neben uns Leute mit kleinen Kindern. Ich kann mir vorstellen, die würden die Krise kriegen, wenn sie mich bei derlei Aktivitäten in „unserem“ Garten antreffen würden…
lieben dank für deinen support.
Wichtiger Nachtrag: vom Vergraben des „großen Geschäfts“ statt des Gebrauchs einer zivilisierten Toilette – dazu gehören auch Kompostklos – rate ich als Ärztin wegen Krankheits- und Parasitenverbreitung ab. Stuhl ist unsere infektiöseste Ausscheidung. In der Nachkriegszeit haben die Leute viel mit Menschenkot gedüngt. Resultat: eine Epidemie von Wurmbefall, sogar bei Erwachsenen.
Allerdings habe ich als junge Studentin manchmal doch mein „großes Geschäft“ im Komposthaufen vergraben – nämlich um zu sehen, wie die lokale Biologie drauf reagiert. Ergebnis: Menschendreck zieht massenhaft hochwertige Regenwürmer an, speziell den „gelbschwänzigen“ Mistwurm, mehr als jedes andere Tierexkrement. Man könnte ihn also als Lockspeise für diese Tiere verwenden, wenn man sie als Angler oder zum Züchten in größerer Menge haben will.
Hallo,
ich bin auch sehr begeistert und dankbar für unseren Deutschen Trinkwasser-Luxus. Mehr Schlaraffenland geht kaum! 🙂
Nach jahrelanger Wassersparerei habe ich aber inzwischen dazugelernt: in DEUTSCHLAND benötigt die Kanalisation einen gewissen Wasserdurchfluss, um zu funktionieren! Wenn zu viel Wasser gespart wird, setzen sich Rohre und vor allem die Kanäle zu… die Folge: die Stadtwerke müssen immer öfter diese Kanäle mit großen Wassermengen extra wieder freispülen! Also: gut gemeint und schlecht gemacht…
Fazit: die hier genannten Wasserspartips (WC-Spülung etc.) sind nicht mehr zeitgemäß, sogar schädlich! Besser also: WARMES Wasser sparen (wegen der Energie); Produkte meiden, die mit hohem Wasserverbrauch in wasserarmen Ländern hergestellt wurden; das Bewußtsein für unser Luxusleben schärfen; natürlich das Wasser nicht unnötig verschmutzen durch Gift / Abfälle / etc. – aber dennoch in Dankbarkeit unser Toiletten so nutzen, wie gedacht!
Hallo ToM, danke für deinen erweiterten Blick auf das Thema. Zum Thema Wassersparen gibt es ja schon einige Jahre recht unterschiedliche Haltungen. Die Geschichte mit der Kanalisation erscheint mir plausibel, aber der Verweis auf versiegelte, also bebaute Flächen (die das Regenwasser der Kanalisation zuführen) auch. Wahrscheinlich ist auch etwas Wahres an der Überlegung dran, wie die Kanalisationskanäle dimensioniert sind. Ein wesentlicher Faktor ist wohl auch, dass es sich ja nicht unbedingt um Trinkwasser handelt, welches in den Abfluss gegeben wird, sondern erhebliche Mengen verschmutzten und vergifteten Wassers, wie du auch schreibst. Und in Bezug auf dieses größere Mengen zu fordern, um es „nur“ zum Ausspülen zu großer Kanäle zu nutzen, ist auch nicht unbedingt optimal. Auch wenn es nach einer riesigen Aufgabe aussieht, so wären wohl einige Überlegungen zu den Kanälen und dem Abwassersystem sinnvoll. Wahrscheinlich ist es so wie du sagst, dass Wassersparen allein hier nicht weiter hilft – doch mehr Verbrauch eben auch nicht. http://www.swr.de/natuerlich/mythen-wasserverbrauch/-/id=100810/did=9465488/nid=100810/a7wnq/index.html
WEnn sich Rohre und Kanäle zusetzen, dann durch Feststoffe, die mit dem Abwasser in dieselben gelangen. Teilweise sind es solche, die dorthin gehören: Klopa, Exkremente, Erbrochenes, kleine Mengen Haare.
Teils aber auch solche, die dort nicht hingehören: Binden / Tampons, aber auch anderer Müll.
Viele Bürger mißbrauchen die Kanalisation nämlich – ob aus Not oder Schlurigkeit, steht dahin – als Müllschlucker.
Ferner: Sind Kanäle und rohre alt, sind ihre Innenflächen uneben, so daß sich an diesen Feststoffe ansetzen und haften können. Alte Kanalisationen muß man öfter reinigen / spülen als neue, deren Innenflächen noch glatt sind.
Die meisten Kanalisationen in D SIND alt. In einigen Städten stammen sie noch aus den 1920ern, hab ich gelesen.
Auch ich kenne diese Argumentation, daß WAssersparen out of date sei wegen des Spülens der Kanalisation.
Aber sie stimmt höchstens halb, wie Obiges zeigt. Sie schiebt die Verantwortung für vestopfte Kanäle einseitig auf die Bürger ab, so daß Kommunen und Länder die Arbeit und die Ausgaben, die mit der erneuerung von Kanalisation verbunden sind, aufschieben können. Sich vorm Kanalrenovieren drücken. Ewig wird das nicht funktionieren!
Wer gut im Wassersparen geworden ist, sollte es unbedingt bleiben und sich nicht einbilden, damit sei er am vermehrten Kanalisationsspülen mit schuld.
Das sind nur die, die Monatsbinden, Speisereste oder sogar Katzenstreu übers Klo entsorgen.
Nb mit Binden hab ichs früher auch so gemacht, wenn ich außer Haus war, es ist falsch, definitiv, wer es noch macht, lasse es bleiben; aber für jede Binde nen neuen bedruckten Papierbeutel verbrauchen zu sollen, wie es öffentliche Klos mit ihren Hygienemülleimern vorsehen, war mir dermaßen zu blöd, daß ich es fürs kleinere Übel nahm, die Dinger klein zu reißen, runterzuspülen, und hinterher die Hände mit Seife zu waschen, wie mans „nachm Klo“ ja ohnehin tun soll.
Stattdessen: Frauen, nehmt zum Verpacken des menstrualen Mülls nen gebrauchten Verpackungsbeutel, wenn ihr die Tage habt und unterwegs seid. Man kauft ja heute Brot, Toast und all sowas in Plastbeuteln oder Papiertüten, die man gut weiterbenutzen kann. So könnt ihr diese unsinnigen neu gedruckten Verpackungsbeutel hängen lassen – ohne die Kanäle zu überlasten.
Servus Tom. Stimmt leider – und leider eben doch nicht. Es geht in Deutschland nicht ums „verbrauchen“ in Quantität, sondern in Qualität. Die Verschmutzung ist der Punkt. Chemikalien, Arzneirückstende, Mikroplastik….
Global betrachtet müssen auch wir in der Zukunft sparsamer mit unserem Trinkwasser umgegen. Auch hier reduziert sich das Grundwasser. Für das Problem mit den zu groß dimensionierten Wasser- und Abflussröhren gibt es das Rohr in Rohr System. Ein kleiner dimensioniertes Rohr wird in das grosse Rohr gesteckt, so dass weniger Wasser durchfliessen kann. Es git in Hamburg ein Projekt, das ist weltweit einzigartig. Hamburg watercycle in Hamburg Jenfeld.
Hallo Bahareh, das stimmt allerdings. Danke für den Tipp mit watercycle. Kannst hier übrigens immer auch Links posten – wenn es nicht nur Werbung ist. Entscheidend ist natürlich, dass wir insgesamt den Verbrauch von Trinkwasser einschränken. Wir gehen einfach zu achtlos mit Wasser um- während anderswo auf der Welt ganze Regionen verdorren…
https://www.youtube.com/watch?v=xXsWGLWXEik
https://youtu.be/4f9yMY_QHOQ
https://youtu.be/mjhvD9XhW_o
Die Düngemittel und Pestizide in der Landwirtschaft belasten immens die Gewässer. Der Nitratgehalt in den Flüssen, die an landwirtschaftliche Flächen angrenzen, ist sehr hoch. Die Bauernverbände sind unkooperativ, wollen an der Situtation nichts ändern. Als Verbraucher können wir die Gewässer schützen, indem wir die biologische Landwirtschaft unterstützen.
Danke, Bahareh, für die Videos – sehr interessant. Wahrscheinlich ist auch viel mehr Aufklärung nötig, damit Verbraucher eben genauer wissen, wie sie biologische Landwirtschaft unterstützen können. Schon allein in den Supermärkten sind viele bei der Auswahl der Produkte überfordert. Sobald dort Bio drauf steht, wird nicht weiter geguckt. Dabei gibt es viele Unternehmen, die sich darauf verstehen, ihre Produkte möglichst gut aussehen zu lassen.