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Lebenssinn 2: Zeitreise für Sinnsucher*innen

Es gibt Sinnsucher*innen, die einfach inspirieren. Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie ich auf einen Artikel über Bronnie Ware stieß. Die Australierin hatte mit zwanzig ihren Job gekündigt, um ihre Träume zu verwirklichen: Sie hatte auf einer Südseeinsel in einer Bar gejobbt, bevor sie in Südengland Palliativpflegerin wurde – also Sterbende pflegte.

Viele ihrer Patienten hatte sie auf ihrem Sterbebett gefragt, was sie aus heutiger Sicht in ihrem Leben anders gemacht hätten. Aus den vielen Antworten, die sie im Laufe ihrer Arbeit zusammengetragen hat, fasste sie die fünf Dinge zusammen, die Sterbende am häufigsten bereuen. Hier sind sie:

  1. Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.
  2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
  3. Ich wünschte, ich hätte meine Gefühle ausgedrückt.
  4. Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten.
  5. Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.

Dieser Beitrag riss mich damals ziemlich aus meinem gewohnten Alltagstrott. Woher kommt es, fragte ich mich, dass wir immer wieder unsere eigentlichen Ziele, Wünsche und Träume aus den Augen verlieren? Warum lassen wir uns immer wieder von dem ablenken, was uns in Wahrheit am wichtigsten ist? Also recherchierte ein bisschen weiter und stieß auf den Essay „Wider den Gehorsam“ des Psychoanalytikers Arno Gruen.

Warum immer etwas dazwischen kommt

Seiner Meinung nach ist der Gehorsam gegenüber den Erwartungen und Wünschen der Anderen ein Grundübel unserer Gesellschaft – ja, unserer ganzen sogenannten Zivilisation. Denn das Ideal unserer Gesellschaft ist, dass Du Erfolg hast. Das kann sich durch materiellen Wohlstand zeigen, durch besonderes Wissen, spirituelle Weisheit oder auch durch andere Menschen: Wir sollen besitzen, wenn wir in unserer Gesellschaft Hochachtung erfahren wollen.

Also bringen uns unsere Eltern und Lehrer als Kindern bei, unsere Gefühle zu unterdrücken und gehorsam zu sein – sich zu beherrschen und das zu tun, was von uns verlangt wird. Das ist verständlich, sie wollen nur, dass ihre Kinder in dieser Welt zurecht kommen und erfolgreich und glücklich werden.

Doch der Dokumentarfilm „Alphabet“ (www.alphabet-film.com) zeigt eindrücklich, wie diese Erziehungsprinzipien zu einem Schulsystem führen, das Kindern vor allem anderen beibringt die Erwartungen der Anderen zu erfüllen – anstatt wahrzunehmen, was sie selbst sind, können und möchten. Dieser grundlegende Hang zum Gehorsam sitzt laut Arno Gruen so tief in uns und unserer Gesellschaft, dass wir ihn normalerweise gar nicht bemerken. Es ist, sagt er, wie Fische, die das Wasser gar nicht mehr wahrnehmen, weil sie tagtäglich darin herum schwimmen.

Zeitreise für Sinnsucher*innen

Doch wer oder was sind wir denn nun wirklich? Was sind unsere verschütteten Träume? Wie sieht das aus, was wir uns nicht gestatten? Um dem auf die Spur zu kommen, haben wir eine Idee aus dem Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron ein bisschen abgewandelt – sie hilft dir, einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft zu werfen und anhand dessen dein Lebenssinn zu hinterfragen.

Anleitung für Sinnsucher
Nimm Dir drei schöne Briefbögen oder Zettel DIN-A-4-Blätter und schreibe Dir in drei Briefen:

1. Ein Brief aus der Zukunft

Stell Dir vor, Du bist 88 Jahre alt und blickst auf Dein Leben zurück und schreibst Dir selbst einen Brief an Dein jetziges Selbst: Welche Ratschläge gibst Du Dir? Was solltest Du tun und was lassen? Was ist wirklich wichtig im Leben? Wo solltest Du Deine Prioritäten ändern?

2. Ein Brief aus der Vergangenheit

Nun stell Dir vor, Du bist 8 Jahre alt. Wie sah damals Deine Welt aus? Kannst Du Dich noch an Dein Kinderzimmer erinnern? Was war Dein Lieblingsspielzeug, Dein Lieblingsbuch, Dein Lieblingsfilm? Was hast Du gespielt und was wolltest Du einmal werden, wenn Du erwachsen bist?

3. Ein Brief aus der Gegenwart

Nun setz Dich hin und schreibe Dir an Dein jetziges Ich aus der Gegenwart. Wie sind die Briefe aus der Vergangenheit und Zukunft bei Dir angekommen? Was haben sie bei Dir ausgelöst? Welche Ideen und Ratschläge möchtest Du berücksichtigen und welche nicht – warum?

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Ilona Koglin
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