Fazit | EINRICHTEN

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Wohnraumdiät? Müllberge? Minimalismus? Was hat uns besonders bewegt, beeindruckt, motiviert? Wir ziehen Bilanz beim Themengebiet "Einrichtung".

Unsere Erfahrungen

ILONA KOGLIN: Wir haben das Themengebiet Einrichten hinter uns gebracht. Welche Aktionen hast Du gemacht in dem Zusammenhang?

MAREK ROHDE: Ich habe tatsächlich nur eine Aktion gemacht und zwar mich mit der Wohnraumdiät beschäftigt. Und die war so gigantisch und ist es immer noch. Ich gehe davon aus, dass sie mich wahrscheinlich noch auf Monate beschäftigen wird. Ich habe mit dem Büro angefangen und allein dort über 20.000 Sachen gezählt - und habe den sportlichen Ehrgeiz, das auf 10.000 oder 5.000 Dinge zu reduzieren.

Wohnraumdiät: Büro

10.000 Sachen, so heißt es, hat jeder Mensch und ich habe doppelt so viel allein im Büro gefunden. Und das muss unbedingt weniger werden. Ich merke mit den Sachen die ich raus geschafft habe, dass das schon ein befreiendes Gefühl ist.

Wohnraumdiät: Marek

I K: Das ist mir auch schon bei so Aktionen wie der Klamottenkur aufgefallen, dass vieles von dem was wir hier in einem Monat experimentell machen eigentlich ein viel längerer Weg ist. ein Prozess der über viele Monate, Jahre, vielleicht sogar das ganze Leben geht. Mir ging es eigentlich in den Monaten ganz ähnlich: Ich habe mich mit der Frage beschäftigt: Hast du genug? Da geht es um das Thema Minimalismus.

Hast Du genug? Ilona

Da habe ich mich mit einer Frau getroffen, die minimalistisch lebt und habe mir selbst die Frage gestellt, worher es eigentlich kommt, dass wir denken, dass wir viel mehr haben müssten als wir eigentlich brauchen. Und warum ist uns eigentlich noch nicht aufgefallen, dass wir viel mehr haben als genug? Und das uns der ganze Kram eigentlich eher belastet, als das er uns glücklich macht.

Das andere was ich mal geguckt habe - und das fand ich total toll, das hat super viel Spaß gemacht - das war das Repair Café. Ich habe ja geguckt wegen eines Bürostuhls, bei dem nur eine kleine Rolle kaputt war und wir den Hersteller angerufen haben und der sagte: "Nein, tut mir Leid, die Rolle haben wir nicht. Den Stuhl müsst Ihr komplett wegschmeißen."

Repair Café: Rolle

Das war mein Erfolgserlebnis, dass wir die Rolle, gemeinsam mit einem ehemaligen Werkzeugmacher wieder repariert haben.

Repair Café: Haus 3

Repair Café: Plakat

Repair Café: Reparatur

Repair Café: Stuhl

Und das der Stuhl - du sitzt ja jetzt wieder darauf - wunderbar funktioniert.

M R: Ich habe eine gute Zuversicht, dass er noch eine Weile hält...

I K: Auf jeden Fall haben wir jetzt eine Geschichte mehr zu unserem Mobiliar, zu unseren Einrichtungsgegenständen: Die Geschichte mit dem Bürostuhl und dem Repair Café.

Was uns besonders beeindruckt hat

M R: Als Zahl haben mich diese 3,8 Millionen Haushalte berührt, die jetzt wegen der DVB-T 2-Umstellung neue Geräte brauchen.

DVB-T2

Das ist ein gigantischer Schrottberg, der da entsteht. 300 Millionen Euro an Kosten allein für die neuen Geräte und eigentlich für nada. Das muss eigentlich gar nicht sein, aber trotzdem müssen sich alle was Neues anschaffen. Und das ist nur eine Zahl unter vielen. Es wird so viel Schrott produziert! Ich war ja in einem Recyclinghof hier in Hamburg. Da gehen hunderte, wenn nicht tausende von Tonnen insgesamt durch, über die Monate und Jahre. Und das ist  so dermaßen viel. Das hat mich stark beeindruckt. Und ich gehe ja davon aus, dass es nur für die Stadt Hamburg ist. Nur für diesen Ort dort. Wenn ich das hochrechne im Geist und überlege, was insgesamt an Schrott anfällt, dann bin ich nicht nur beeindruckt, sondern denke, das ist eine Sisyphos-Arbeit.

I K: Zu dem Thema Müll kommen wir ja noch mal im Anschluss, in einer gezielten Aktion. Aber mit geht es eigentlich ähnlich. In der Reparaturwerkstatt habe ich mit dem Werkstattleiter gesprochen. Einfach sich mal vorzustellen - bei dem ganzen Kram den wir so haben - dass das mal irgendwelche Wälder waren, Metalle unter der Erde, wo eine schöne Natur darüber war... Und wir reißen das dann da irgendwie heraus und machen riesige Müllberge daraus...

M R: ... mit unnützen Dingen häufig auch.

I K: Ja. Mit Zeug, das wir eigentlich gar nicht brauchen. Das ist schon etwas, was mich allein als Vorstellung belastet hat. Häufig sind ja diese Müllberge gar nicht in unserem Sichtfeld. Wir sehen das ja nicht. Wir schaffen das irgendwo hin und dann ist das für uns verschwunden. Aber dass sich andere Menschen mit dem ganzen Elektroschrott und was es noch gibt auseinandersetzen müssen, das hat mich schon auch berührt...

Was uns mit Zuversicht erfüllt

M R: Ich muss sagen, dass die Auseinandersetzung mit den Dingen dazu führt, dass man einen anderen Bezug zu ihnen bekommt. Das ist in der Menge natürlich am Anfang schwierig. Wenn man von einer Sache hundert hat, dann ist es etwas anderes, als wenn man davon noch zehn, fünf oder eine Sache hat. Egal was es ist. Wenn es individueller wird, wenn es ein Einzelstück ist, vielleicht sogar ein besonderer Gegenstand, mit einer besonderen Bedeutung und einer besonderen Geschichte verbunden, dann habe ich einen ganz anderen Bezug dazu.

Ich versuche mich gerade in diesem Monat, wo es um das Einrichten ging - in den WOCHEN, wo es um das Einrichten ging - mich auf dieses Gefühl und diesen Bezug zurückzuführen. Das heißt, mich wirklich mit den Dingen auseinanderzusetzen und sie nicht als Dutzendware um mich zu haben. Und das ist etwas, was ich als positiv empfinde. Das heißt, das Reduzieren auf der einen Seite, schafft auf der anderen eine persönliche Wertsteigerung bei den Dingen.

I K: Ich habe auch eine positive Erfahrung. Wir sind ja beide schon länger dran, uns zu reduzieren. Früher wenn ich durch die Innenstadt gelaufen bin oder die Geschäfte, da habe ich herumgeguckt und sah schon Sachen die mir gefielen. Früher wollte ich die auch gerne haben. Mittlerweile ist es wirklich so, dass ich das Gefühl habe: Nein, ich brauche das alles nicht. Das ist echt ein Gefühl der inneren Befreiung. Und eine Ruhe irgendwie. Das ist nicht mehr permanent so, dass man denkt: Das brauche ich unbedingt noch und das auch. Das ist ja auch irgendwie stressig. Das Gefühl habe ich nicht mehr und das finde ich total gut. Das gibt mir die Zuversicht, dass es anderen möglicherweise auch so gehen könnte, wenn sie sich damit beschäftigen.

Wenn ich mir vorstelle, dass alle Menschen erkennen, dass es nur Stress und Unzufriedenheit verursacht, sich permanent zu überlegen, was man sonst noch so alles braucht... Und wenn die das ändern würden. Wie schön unsere Welt dann wäre. Das wäre richtig cool.

Ein erstes Fazit

M R: Als Fazit habe ich für mich das Gefühl einer besonderen Dynamik. Denn ich habe ja mit der Wohnraumdiät angefangen und dachte, ich mache das in zwei Wochen - maximal in vier Wochen fertig. So dass ich dann zum Abschluss des Monats sagen kann: Guckt mal hier! Jetzt sind es nur noch eine Handvoll überschaubarer Dinge, die ich präsentieren kann. Aber das ist eben nicht so. Aber die Dynamik ist da und ich möchte am liebsten weitermachen und entdecke jedes Mal wieder neue Themenfelder. Ob das nun Kabel sind oder alte Technik, womit ich mich beschäftige. Kisten die ich aufmache mit Kleinkram. Es sind so viele unterschiedliche Themenfelder und jedes Mal bekomme ich Lust, es kribbelt in den Fingern, und ich möchte am liebsten da ran gehen. Wohin kann ich das verschenken? Gibt es irgendjemanden, dem ich damit eine Freude machen kann? Was soll damit passieren? Bei mir liegt es nur rum. Ich brauche es gar nicht wirklich.

Und es ist auch angenehm zu erkennen, dass sich ein Raum komplett verändert. Es ist ein Unterschied, ob in einem Raum, egal wo man hin guckt, eher Mengen sind oder man auch mal einen freien Blick hat. Das schätze ich sehr. Und sei es auch erst mal nur die erste Wand die ich freigeräumt habe und auf die ich jetzt gucken kann.

I K: Stimmt. Das sieht richtig gut aus.

M R: Ja.

Und jetzt?

Weitermachen ist ein gutes Stichwort. Bei uns geht es natürlich auch weiter. Und zwar werden wir uns in den nächsten Wochen mit dem Themengebiet Haushalt beschäftigen. Und da wollen wir uns mit all den Strömen beschäftigen, die durch unser Haus hindurch fließen: Stoffströme. Energieströme. Wir werden uns noch weiter mit Müll beschäftigen. Mit dem Thema Verpackungsfrei Einkaufen. Wir werden gucken, wie man Energie sparen kann und einiges mehr.

Mach mit

Und wenn du dazu noch gute Tipps hast, Ideen und Erfahrungen, dann melde dich bei uns. Schicke uns eine Videobotschaft oder schlage eine Aktion vor, die andere machen können. Wir freuen uns aber auch, wenn du einfach nur dabei bleibst.

Aktion: Wohnraum-DiätAktion: Wohnraumdiät

Der wichtigste Schritt, um sich von unnötigen Dingen und Lebensballast zu befreien ist gar nicht so schwierig. Man muss nur irgendwo anfangen, dann bringt es sogar Spaß. Schau einfach in die Aktion "Wohnraum-Diät?" rein, um unsere Ideen und Tipps zu bekommen.

Aktion: Wohnraum-Diät

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