Billig kaufen, kurz tragen, schnell wegwerfen. So sehen die Bekleidungsgewohnheiten vieler Menschen mittlerweile aus. Doch wünschen wir uns nicht viel mehr echte Lieblingsstücke in unserem Schrank? Ökologischer und sozialer wäre das auf jeden Fall. Ich hab das mal mit 50 Kleidungsstücken ausprobiert und die sogenannte Klamottenkur gemacht. Fashion-Fasten statt Fast Fashion sozusagen.
Wenig Modebewusstsein, viel Fast Fashion
Angeheizt haben den Trend zur sogenannten Fast Fashion vor allem Modeketten mit Billigkollektionen. Früher gab es mal 4 Kollektionen in einem Jahr. Heute bringen manche Modeketten bis zu einer Kollektion pro Monat heraus...
Das soll natürlich den Verkauf anheizen. Doch Kleidung wird damit zur Einwegware, zum Wegwerfartikel. Das hat nach meinem Empfinden nichts mehr damit zu tun, dass ich mich mit schöner Kleidung hübsch machen will – oder durch einen bestimmten Stil meine Identität unterstreichen möchte.
Bei diesem Konsumwahn geht es nicht mehr darum, die Kleidung tatsächlich zu tragen – es geht nur noch darum, sie zu kaufen. Um den kurzen Schub an Dopamin – das Glückshormon, das unser Gehirn beim Einkaufen freisetzt.
Das Schnäppchenkleid oder der Billigpulli liegen dann solange im Schrank, bis ich mal ausmiste und die Sachen in den Altkleidersack packe. Im Schnitt hat so jeder Deutsche rund 18 Kleidungsstücke in seinem Schrank, die er oder sie laut Greenpeace so gut wie nie trägt. Das entspricht über 1 Mrd. Kleidern – Kleider, die Energie- und Ressourcen verbrauchen, die aber letztlich gar niemand braucht.
Den Preis zahlen die anderen
Klar, die Preise von Kleidung sind teilweise an solche Tiefpunkte gelangt, dass es den meisten nicht weh tut, wenn sie sich so was kaufen. Und die massenhaften Altkleidercontainer suggerieren einem, dass es auch nicht so schlimm ist – irgendwer wird irgendwo mit dem alten Fummel schon noch was anfangen können. So kommt es, dass jede und jeder Deutsche durchschnittlich 5 Paar Schuhe und 28 Kilo Kleider kauft – jedes Jahr! Auf der anderen Seite schmeißen wir jährlich geschätzt 1 Mio. Tonnen noch tragbare Kleidung in die Container. Das würde 62.000 Lastwagen füllen...
Filmtipp: In der Web-Video-Serie "Sweatshop – Deadly Fashion" haben drei Fashion-Blogger*innen eine Reise nach Bangladesh angetreten, die ihr Leben verändert hat...
Doch den Preis für die vermeintlich billigen Klamotten bezahlen die Menschen auf der anderen Seite der Erde: Mit Löhnen, die nicht zum Leben reichen. Mit einstürzenden Hochhäusern, vergifteten Flüssen und verseuchten Feldern, die nicht wenigen die Gesundheit oder gar das Leben kosten. Wirklich: Unsere Recherchen haben uns gezeigt, dass die Zustände viel, viel schlimmer sind, als wir uns das vorstellen. Schaut euch mal die Web-Serie „Sweatshop – Deadly Fashion“ mit den 3 skandinavischen Fashion-Bloggern an, die nach Bangladesh reisten, um zu sehen, wo die ganzen Klamotten herkommen, über die sie täglich berichten. Die drei kamen vollkommen verändert zurück.
Und auch uns beide hat es nachhaltig verändert zu sehen, was wir durch unseren leichtfertigen Konsum am anderen Ende der Erde verursachen. Und wofür das alles? Nicht etwa für Dinge, die wir dringend bräuchten oder die uns total am Herzen liegen. Nein, für Billigkram, den wir kaum benutzen und schon wieder wegschmeißen. Und das Ganze nur, um dieses verrückte System am Laufen zu halten: Um Modekonzernen Gewinne zu beschweren, die sich gegenseitig im Wettbewerb unterbieten und infolgedessen die Löhne der Fabrikarbeiter*innen immer weiter drücken und die Kosten für den Raubbau an der Umwelt an die kommenden Generationen abdrücken.
Nein, da machen wir nicht mehr mit!
Deshalb haben Marek und ich schon vor längerer Zeit unser Konsumverhalten in Sache Mode umgestellt. Dazu übrigens auch noch mehr in den folgenden Videos über „Second Hand und Tauschen“ sowie „Reparieren und selber machen“. Doch um mein Konsumverhalten tatsächlich ändern konnte, brauchte ich erst mal einen neuen Blickwinkel – eine andere Einstellung zu meiner Kleidung. Doch wie komme ich von einem achtlos angesammelten Berg an Klamotten zur einer bewussten Auswahl wohl überlegter Lieblingsstücke?
Die Klamottenkur
Wir haben uns umgesehen und eine Aktion gefunden, die - wie wir finden – richtig spannend klingt: Die Klamottenkur. Die Initiative „Modeprotest“ (www.modeprotest.de) hat sie sich ausgedacht und veranstaltet sie jedes Jahr zur Fastenzeit – also dieses Jahr ab 1. März bis Karfreitag.
Unser Fazit? Schau dir doch das Video an, um zu erfahren, wie es uns mit der Klamottenkur ergangen ist. Nur so viel: Wir laden dich herzlich ein, sie auch zu machen. Über den Button rechts unten kommst du zu einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du die Klamottenkur selber machen kannst.
Wir freuen uns, wenn du über deine Erfahrungen auch hier bei uns berichtest. Nutze dazu die Kommentarfunktion unter der Akionsanleitung oder schicke uns deine Video-Botschaft...
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