Lässt sich mit einem Kochlöffel wirklich mehr bewegen als nur Suppe? Ja, meint der niederländische Koch-Aktivist Wam Kat, rührt in der Suppe und hat so einige Geschichten auf Lager.
Kalt ist es. Ich steige in Lüneburg aus dem Bus und bin endlich da: Die Leuphana Universität hat Konferenzwoche mit spannendem Rahmenprogramm – und einer Schnippeldisco. Da darf die mobile Flämingkitchen des niederländischen Koch-Aktivisten oder auch Aktivistenkoch Wam Kat natürlich nicht fehlen.
Ich biege um die Ecke, umrunde ein weißes Zelt, stolpere fast über eine Kiste mit Äpfeln und Kürbissen – und stehe vor einem gewaltigen Kochtopf. Dahinter, vor lauter Dampf kaum zu erkennen, Wam. Er rührt mit einem riesigen Kochlöffel in dem gewaltigen Topf und grinst mich verschmitzt an. Wir sind zum Interview verabredet.
Beim Kochen kommen sich Menschen näher
Also: Film ab – kamerascheu ist Wam Kat jedenfalls nicht. Er kocht und schwatzt mit mir und beantwortet nebenher auch noch organisatorische Fragen seiner Ko-Köche. Von alten Zeiten erzählt er gerne. Wie damals alles begann, als er unbedingt mit auf die Rainbow Warrior wollte – die erste ihrer Art übrigens. Und später vom französischen Geheimdienst versenkt, meint Wam Kat.
Damals war er noch zu jung, um als Aktivist mitzufahren. Doch in der Kajüte fehlte noch ein Koch … und der Rest ist Geschichte. Wam Kat hat ein bewegtes Leben hinter sich und daher viele, wirklich viele unterhaltsame, bewegende, spannende Geschichten auf Lager (mehr davon findest Du in seinem wirklich empfehlenswerten Kochbuch). Er kann sich aber auch über aktuelle Missstände so richtig in Rage reden.
Lebensmittel: Saisonal, regional, gerettet
Und dann erzählt er, was für ein Wahnsinn das ist, wie wir derzeit Lebensmittel herstellen und vertreiben. Und mir kommt in den Sinn, dass es doch bei all dem Wahnsinn wirklich das Erstaunlichste ist, dass wir gar nicht weiter nachfragen, was wir so in uns hineinfuttern. Dabei geht es doch gar nicht mehr intimer, als Essen zu essen: Was wir da konsumieren wird schließlich ein Teil von uns, von unserem Körper.
Wam Kat redet und rührt und rührt und redet. Und ich kann mir gut vorstellen, wie er sich nimmermüde immer wieder gegen das Übel in unserer Welt stellt. Derzeit organisiert er gemeinsam mit anderen Volxküchen die Aid Delivery Mission (Spenden sind erwünscht :-). Das ist eine mobile Verpflegung für Geflüchtete an der griechischen Grenze. Vor Ort mischt er nicht mehr mit. Aber für die Finanzierung, Ausstattung und Organisation sorgt er gemeinsam mit anderen.
Wam Kat redet und rührt und rührt und redet. Und mir scheint es mittlerweile so, als liege genau darin die Kunst eines gelungenen Lebens: Das für unsere Physis notwendige mit dem Genuss und der Freude tun – aber auch mit der politischen Tat zu verbinden. Ich fahre an dem Abend beschwingt nach Hause. Es ist gut zu wissen, dass es Menschen wie Wam gibt. Menschen, die das Übel der Welt sehen und dennoch unverdrossen weiter rühren – und reden.
Mach doch mal selbst eine Koch-Aktion!
Findest du auch, man sollte etwas tun – weißt aber nicht genau, wo du ansetzen sollst? Dann schau doch mal in unser Archiv mit Aktionen: Lauter Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die dir zeigen, wie du jetzt sofort in deinem Alltag selbst die Veränderung werden kannst, die du dir wünscht. Zum Beispiel mit den folgenden Aktionen zum Thema "Essen":
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