Was soll ich bloß anziehen? Diese Frage soll im viertem Monat unserer großen Expedition für uns eine vollkommen neue Bedeutung bekommen. Denn wir wollen uns im März intensiv damit beschäftigen, welche Auswirkungen es hat, wenn ich Kleidung, Schuhe und Accessoires nicht nur nach ihrem Aussehen und ihrem Preis auswähle – sondern auch danach, wie gut sie für mich, die Umwelt und andere Menschen sind. Wir ziehen aus, um ein neues Modebewusstsein zu finden.
Schon unsere Auseinandersetzung mit dem Themenbereich „Essen“ im letzten Monat hat uns gezeigt, dass wir Menschen in den reichen Industrienationen durch unsere Achtlosigkeit und Gedankenlosigkeit ganz schön viel Schaden in der Welt anrichten. Was aber auch bedeutet – wenn wir mal die andere Seite der Medaille betrachten –, dass wir ganz schön viel zum Positiven wenden können, wenn wir uns die Hintergründe bewusst machen und dann entsprechend anders einkaufen und verhalten.
Modebewusstsein: Auch für die Schattenseiten
Doch wer sich die derzeitige Situation ansieht, wird schon ziemlich schreckliches sehen. Wir haben uns zum Beispiel zur Vorbereitung mal den Dokumentarfilm „True Cost“ (http://truecostmovie.com) angeschaut, der zeigt, unter welchen erbärmlichen Bedingungen unsere Klamotten hergestellt werden.
Das fängt beim Anbau der Baumwolle an, dem wichtigsten Rohstoff für unsere Kleidung. Obwohl sie auf nur 2% aller Ackerflächen weltweit wächst, verbraucht die Anpflanzung ein Viertel aller Pestizide. Dazu kommt der Ressourcenverbrauch: Eine Jeans verschlingt rund 7.000 Liter Wasser – und wenn du dir nun überlegst, dass weltweit jährlich rund 2-3 Milliarden Jeans verkauft werden! Da kommt eine riesige Menge zusammen. Ganz zu schweigen von den zirka 3.500 schädlichen Chemikalien, die zum Einsatz kommen können, um aus der Baumwolle bunt bedruckte Stoffe zu machen.
Und natürlich die sozialen Missstände: Von einem normalen T-Shirt kommen nur rund 0,6% des Ladenpreises als Lohn bei den Fabrikarbeiter*innen an. Um einen fairen Lohn zu bekommen, müssten es laut Fair-Wear-Foundation (https://www.fairwear.org) zumindest 1,5% des Ladenpreises sein. Das sind bei einem T-Shirt für 29 Euro gerade mal bescheidende 27 Cent. Es ist doch überhaupt nicht zu vertreten, dass wir noch nicht mal dieses Minimum an Fairness gegenüber den Arbeiterinnen und Arbeitern aufbringen.
Deshalb sagen wir: WIR MACHEN DA NICHT MEHR MIT!
Und wir wollen in diesem Monat herausfinden, was wir tun können, um das zu ändern. Dazu haben wir uns vier Aktionen ausgedacht:
Die Klamottenkur
Wir wollen als erstes einmal fragen, wie viele Klamotten wir tatsächlich brauchen. Die Masse an billiger Wegwerfmode ist in den letzten Jahren ja unglaublich gestiegen. Deshalb werden wir eine Klamottenkur machen und mit „nur“ 50 Kleidungsstücken auskommen.
Nachfragen
Außerdem wollen wir in den Läden einmal nachfragen, wie fair und ökologisch die Kleidungsstücke eigentlich sind – ja, und auch, was es mit veganer Mode auf sich hat. Denn das Tierleid spielt bei Klamotten auch eine riesige Rolle. Dabei ist es gar nicht schwer, sich vegan zu kleiden. Wir sind jedenfalls gespannt, ob die Verkäufer*innen sich darüber Gedanken gemacht haben und ob sie Auskunft geben können.
Klamotten selber machen, reparieren, upcyclen
Dann werden wir uns der Frage widmen, wie wir durch Selbermachen, Reparieren und Upcycling Ressourcen schonen und den gigantischen Kleidermüllberg verringern können. Laut Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung ( BVSE) werden jährlich etwa 750.000 Tonnen Altkleider und -schuhe eingesammelt. Andere Quellen, wie etwa die Organisation FairWertung, gehen sogar von 100.000 Tonnen aus. Zum Schuster oder Schneider geht laut Greenpeace jedenfalls kaum noch jemand.
Second Hand
Ja, und als zweite Alternative zum Reduzieren des Kleidermülls schauen wir, wie das mit dem Second Hand und dem Kleidertausch aussieht und ob wir dadurch diesen immensen Verbrauch an Ressourcen verringern können.
Wir sind gespannt auf unser neues Modebewusstsein...
Wir sind gespannt, wie dieser Monat laufen wird, wie wir uns dabei verändern und was wir bewegen können. Sicherlich wird es nicht ganz einfach, sich den mitunter grausamen Bildern und Informationen zu stellen. Aber wenn wir etwas bewegen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Durch dieses Gruseltal müssen wir als nächstes durch. Hoffen wir, dass wir am Ende einen positiven Ausblick auf das gewinnen, was wir alles – gemeinsam, alleine und jederzeit – bewegen können.
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