Fazit | HAUSHALT

Fazit | HAUSHALT

Aufwändig war sie, die sechste Etappe der Expedition, HAUSHALT. Doch auch ganz schön aufschlussreich: Wir haben echt viel gelernt.

Was wir erlebt haben

ILONA KOGLIN:  Ich habe ja die Aktion mit dem Müllsammeln, "Müllfrei leben", vorbereitet, bei der wir eine Woche gesammelt und das hinterher ausgewertet haben.

Aktion: Müllfrei leben 1

Aktion: Müllfrei leben 2

Aktion: Müllfrei leben 3

Aktion: Müllfrei leben 4

Das hat mich dann doch schon so mitgenommen und beeindruckt, dass ich noch die Aktion "Unverpackt einkaufen" gemacht habe.

Aktion: Verpackungsfrei einkaufen

Aktion: Verpackungsfrei einkaufen 2

Aktion: Verpackungsfrei einkaufen 3

Aktion: Verpackungsfrei einkaufen 5

Und dann habe ich, um auch noch Verpackungen einzusparen, noch mal geguckt, wie schwer oder einfach es ist, Putzmittel selber zu machen.

Aktion: Putzmittel selbst machen

MAREK ROHDE: Und, was waren deine Erkenntnisse?

I K: Mich hat überrascht, wie einfach das doch ist und das es eher darauf ankommt, dass man sich einmal hinsetzt und Gedanken macht. Sich überlegt, wie Alternativen aussehen könnten. Gut, ein bisschen Zeit auch in Recherche investiert und guckt, wo die alternativen Quellen sind. Wie kann ich es anders machen. Und wenn man diesen initialen Aufwand einmal erledigt hat, dann ist es genauso aufwändig oder unaufwändig wie das andere. Eigentlich geht es also nur darum, dass man sich kurz eben diese Gedanken macht und dann seine Gewohnheiten ändert. Man muss diese Sachen dann ein bisschen mehr mit Plan machen. Wenn man unverpackt einkaufen will, dann muss man eher mit Einkaufliste losgehen und schon wissen, wo man was kaufen will. Aber letztlich spart es einem eben auch total viel Zeit, im Vergleich zu: Ich kaufe mal eben kurz am Abend auf dem Heimweg dieses oder jenes ein, weil ich das vergessen habe. Insofern hat es eigentlich ziemlich viele Vorteile.

M R: Ich habe mich ja ähnlich wie die vorherigen Monate - da war es ja mit der Wohnraumdiät - darum gekümmert, weiterhin die Wohnräume zu durchforsten und zu gucken, was hier ansonsten noch zu finden ist. Ich hatte einmal die Aktion, wo ich mich mit dem Plastik beschäftigt habe: Weg mit Plastik.

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Ich habe einfach mal eine Art Bilanz gezogen und die war eigentlich schwer ernüchternd.

Aktion: Weg mit Plastik 2

Aktion: Weg mit Plastik 3

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Und ich muss sagen: Bei all den Dingen, die aus Plastik sind und die man ohnehin immer noch im Haushalt mit schleppt und sich neu anschafft (und gar nicht anschaffen sollte), hat mich eigentlich am meisten bekümmert, dass so viele technische Geräte nur in Plastik zu haben sind.

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Ich hatte das im letzten Film, glaube ich, auch schon mal in einem anderen Fazit erwähnt, aber das wurde mir jetzt noch mal richtig deutlich, dass es dazu auch keine Alternativen gibt.

I K: Aber du hattest doch einen gefunden, der aus Holz Gehäuse macht?

M R: Ja, wobei ich aber eher glaube, der sitzt bei sich zuhause und schraubt die einzeln zusammen. Das ist weit entfernt von...

I K: Und entfernt die Plastikhülle, die vorher dran war?

M R: Durchaus möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Laptop dann komplett selber baut. Ich weiß nämlich nicht, was mit dem Alten passiert, ob das Ganze eher ein bisschen lifestylig oder tatsächlich diese Geräte zusammenschraubt. Da muss ich tatsächlich noch mal gucken. Und der sitzt auch nicht gerade um die Ecke.

Was mir aber aufgefallen ist, ist eben, dass es keine wirklich guten Alternativen gibt. Aber abseits von dem was ansonsten in so einem Computer so drin ist - das ist ja auch nicht ganz unproblematisch - ist das Gehäuse eben immer nur in Plastik zu haben. Und das geht bei allen anderen Geräten weiter. Ob das nun im Büro bei uns war oder Unterhaltungselektronik, Küchengeräte oder was auch immer.

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Also das war das eine was mich nachhaltig schockiert hat und wo ich auch nicht wüsste, wie ich für einen Ersatz sorgen könnte oder etwas Besseres, wenn wir uns dann irgendwann mal Neuanschaffungen zulegen müssen.

Das zweite, ganz ähnlich - sah aber nicht ganz so schlimm aus - war der Energie Check. Wo ich ebenso durch die Wohnung gegangen bin und mal aufgelistet habe, welche Geräte bei uns Energie ziehen. Also Energie fressen. Und mir angeguckt habe, anhand der Vorschläge vom Öko-Institut e.V., was man alternativ machen kann an einfachen, mittelfristigen oder auch längerfristigen Maßnahmen, um weniger Energie zu verbrauchen.

Aktion: Energie Check

Aktion: Energie Check 2

Ich glaube, wir liegen im Schnitt noch. Also ein typischer 2-Personenhaushalt sind wir, von der Menge des Energiebedarfs, aber wir haben auch noch ein Büro bei uns und das verändert die Rechnung noch mal entscheidend. Denn wir sind den ganzen Tag zuhause. Wir sind im Büro.

I K: Und arbeiten auch mit Rechnern und anderen Geräten, die auch Strom verbrauchen, was auch nicht alle machen.

Aktion: Energie Check 3

Aktion: Energie Check 4

M R: Genau. Das heißt, wir sind nicht tagsüber weg. Wir sind den ganzen Tag über hier.

Wer uns inspiriert hat

M R: Es hat mich sehr gefreut, dass ich Vanessa und Erdmuthe von Alternulltiv gesehen habe; und mit denen jeweils ein Gespräch hatte.

Vanessa Riechmann von Alternulltiv

Erdmuthe Seth von Alternulltiv

Ich finde die beiden sehr inspirierend und engagiert.

I K: Die leben ja nahezu müllfrei.

M R: Nahezu. Und man sieht es ihnen auch an. Die sind sehr impulsiv, was das betrifft und sind auch sehr konsequent. So konsequent sind wir noch nicht. Da brauchen wir noch ein bisschen. Aber dafür haben sie eben auch tolle Einstiegstipps und Möglichkeiten genannt, wie man auf diesen Pfad kommen und überhaupt erst mal loslegen kann, um sich dann von Verpackungsmüll zu befreien. Und dann vielleicht irgendwann in Zukunft gänzlich ohne diese Verpackungen und ohne diesen Müll auszukommen. Das ist ein weiter Weg. Aber auf jeden Fall bekommt man mal eine Vorstellung davon, wie viele tolle Alternativen. Und die haben sie eben und sammeln sie auch in ihrem Blog - und geben sie weiter. Und das finde ich immer sehr inspirierend. Und bei dir?

I K:  Veränderung und Weg sind zwei gute Stichworte. Ich habe den Carsten Krautwald getroffen. von du-veraenderst-die-welt.de Das ist ein Blog, den er zusammen mit seiner Frau, Stefanie Rückert, macht.

Carsten Krautwald

Die haben angefangen vegan zu leben und über diesen Schritt sind sie dann zu immer weiteren Themen gekommen: Verpackungsfrei einkaufen, Energie sparen... alles mögliche. Und mit ihm habe ich über Veränderungen gesprochen. Wie so eine Veränderung laufen kann. Und das fand ich total interessant. Ich fand auch, dass er sehr schön und anschaulich berichtet hat, wie das bei ihnen war. Und bei uns war das ähnlich. Und ich kann mir vorstellen, dass es vielen anderen Menschen eine Aussicht darauf gibt, wie es laufen kann.

Das andere, was mich auch sehr gefreut hat, war, dass ich mich mit Insa Dehne getroffen habe, von dem Unverpacktladen hier in Hamburg: Stückgut.

Insa Dehne von Stückgut

Und die hat auch mal ein bisschen hinter die Kulissen gucken lassen. Wie so läuft bei ihnen. Wie schwierig das eigentlich ist, verpackungsfrei Produkte zu bekommen, die man dann im Laden tatsächlich verkaufen kann. Das fand ich auch total gut. Und einen schönen Laden haben die.

M R: Ja wirklich, einen schönen Laden.

Welche Zahl uns beeindruckt hat

I K: Als ich meine Aktion mit dem verpackungsfrei Einkaufen gemacht habe, da habe ich mal ein bisschen recherchiert und ich bin auf eine Studie von dem Naturschutzbund gestoßen. Und da steht, dass tatsächlich 63 % allen Obstes und Gemüses schon vorher eingepackt ist. Also in diesen Plastikschalen und Plastiktüten oder -netzen. Und dann kommen noch mal 34 % dazu, die von den Leuten in diesen dünnen Plastikfolien eingepackt werden. Laut dieser Studie sind es gerade mal 3 % des Obstes und Gemüses, was unverpackt eingekauft und mit nach hause genommen wird. Und diese Zahl finde ich wirklich schockierend. Denn das ist etwas, was man wirklich ganz einfach unverpackt einkaufen kann.

Und mir kann keiner erzählen, warum Bananen noch mal eingeschweißt werden müssen oder Gurken. Das ist mir völlig schleierhaft. Und ich finde das ist eine Sache, wo sich auch wirklich unsere Parteien oder auch unsere Bundesregierung mal daran machen sollten und gucken, dass man das irgendwie anders regelt. Das ist wirklich unsinnig. So wie man ja auch diskutiert, ob eine Plastiktüte sinnvoll ist oder nicht, so könnte man auch darüber mal sehr gut nachdenken.

M R: Zumal die Folgen ja immens sind und das streift auch die Zahl über die ich besonders nachgedacht habe. Das sind die 12,06 Millionen Tonnen die jährlich - und das ist eine Zahl aus dem Jahr 2015 - an Kunststoffen verarbeitet werden. Wenn man sich überlegt, dass das eine Zahl ist die wächst... Es gibt also einen immer werdenden Kunststoffbedarf. Und bei weitem nicht alles davon kann hinterher auch noch recycelt werden. Geschweige denn, dass es überhaupt in den richtigen Kanälen landet als Müll. Das landet sonst wo. In irgendwelchen Meeren. Im Ausland oder so. Das ist eine Zahl, die kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, weil sie so gigantisch und wahnsinnig ist und nicht kleiner wird. Das ist ja das Schlimme.

Es ist ein ziemlich unbedarfter Umgang vorhanden. Man kann sich freuen, dass manche Initiativen und manche kleine Geschäfte oder vielleicht auch die ersten Ketten sagen, wir wollen jetzt auf diese Plastiktüten verzichten. Oder sie machen sie teurer, so dass es wenigstens ein bisschen in die Richtung geht. Aber wie du schon sagtest...

I K: Alles ist ja eingeschweißt.

M R: Eben. Wenn man in die Läden hinein geht, dort was Frisches oder andere Dinge kaufen will oder einfach nur mal guckt: Die ganzen Menschen, die dann hinterher in der Schlange stehen, packen alle bergeweise Plastik dorthin und das ist ein Band, das läuft den ganzen Tag und befördert Tonnen von Plastikmüll in die Haushalte.

I K: So etwas wie Wurst und Käse unbedingt an der Frische-Theke kaufen! wenn ihr den Mut habt und das irgendwie organisieren könnt, am besten in mitgebrachte Behälter. Und das ist auch etwas, was jeder machen kann.

M R: Das ist nicht schwierig.

I K: Umgekehrt betrachtet gibt es mittlerweile einen gigantischen Plastikmüllstrudel, der so groß ist wie ganz Mitteleuropa. Und immer mehr Seetiere verhungern, weil sie nur noch Plastik fressen und denken, das wäre etwas was sie essen könnten. Dann verhungern sie. Und wenn man dann hinterher sieht, was sie im Magen haben, dann ist der voll mit Plastik! Echt schlimm.

Was uns positiv bewegt hat

I K: Ich kann jetzt eher mal von mir ausgehen. Was ich festgestellt habe ist, dass ich einen viel stärkeren Bezug zu den Sachen bekommen habe. Weil wir uns eben auch viel mit Selbermachen beschäftigt haben. Nicht nur beim Stichwort "Putzmittel". Da war meine tolle Erkenntnis, dass man nur fünf Zutaten braucht, um alles herzustellen, was man an Putzmitteln braucht. Und das fand ich super, vereinfachend und befreiend. Da freue ich mich drüber. Auch jetzt genauer zu wissen, was wirkt eigentlich wie...

Aktion: Putzmittel selbst machen 2

Das fand ich total gut und ich habe auch das Gefühl, dass das viel gesünder ist, so seine Putzmittel herzustellen, als irgendwelche Chemie, wo man nicht weiß was drin ist, in sein Haus zu holen. Und auch, dass wir Toastbrot selbst machen, um diese Plastikverpackung zu sparen.

M R: Und es schmeckt lecker.

I K: Es schmeckt besser. Ich weiß jetzt, wie Toastbrot gemacht wird...

M R: Mit Salz seltsamerweise, was ich auch nicht wusste.

I K: Gut, wir haben eine Brotbackmaschine. Da ist es relativ leicht, weil man es nur rein schmeißen muss. Aber es geht wirklich auch total einfach. Innerhalb von drei Minuten ist das gemacht. Höchstens.

Über solche Sachen freut man sich und ist stolz. Das ist viel schöner, als in den Laden zu gehen und das irgendwie in der Plastiktüte zu holen.

M R: Also mir ist es ähnlich gegangen: Eigentlich in der Hauptsache erst mal über die schockierende Erkenntnis dieser Volumen. Das stelle ich bei jedem der letzten Leben fest, dass wir ja eigentlich immer in diesen kleinen, persönlichen, überschaubaren Volumen gedacht haben. Je mehr man überlegt, dass das ja nur ein exemplarischer Fall ist. Ein Haushalt von vielen Millionen. Und man sich das dann hoch rechnet. Dann bekommt das eben diese gigantischen und dramatischen Ausmaße.

Was mich dahin führt - und wir werden ja irgendwann aus dem Haus raus gehen und werden dort auch über nachbarschaftliche Kooperationen nachdenken, dass man eigentlich viel mehr Ressourcen und andere Dinge gemeinsam nutzen sollte. Um einfach nicht in jedem Haushalt alles zu haben und sei es denn so, dass es dann eben normal verwendet wird. Denn die Sachen müssen hergestellt werden. Das kostet Energie. Sie sind aus Plastik und werden hinterher zu Müll...

I K: Sind verpackt.

M R: Ja sind verpackt obendrein. Es wäre viel sinnvoller mit den Dingen schlauer umzugehen. Und niemand müsste auf etwas verzichten. Das was man an Unkenrufen hört, so finde ich, ist überhaupt nicht wahr. Im Gegenteil. Es hat nur Vorteile.

Fazit

I K: Ich kann nur sagen: Es ist viel einfacher als gedacht. Es macht viel mehr Spaß als gedacht. Es schont deinen Geldbeutel. Es kostet dich nicht mehr Zeit, als die Sachen alle einzukaufen. Und man hat das Gefühl, dass man gesünder lebt und das man die Umwelt schützt. Mein Fazit ist wirklich positiv. Probiere es einfach mal aus!

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Und wir hoffen natürlich auch, wenn du zu dem Thema ein Video beisteuern und auch ein Bestandteil des Gesamtfilms werden willst, Lust dazu hast und uns einfach kontaktest. Uns einen Film schickst oder auf einen Videofilm hinweist, den du schon hast. Wir würden uns sehr freuen. 🙂

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