Stefanie über urbane Selbstversorgung | GRÜNES

Stefanie über urbane Selbstversorgung | GRÜNES

Stefanie Engelbrecht hat in Hamburg Wilhelmsburg einen Spielplatz urbaner Selbstversorgung gegründet, wie sie es nennt. Minitopia lautet der offizielle Name. Worum es dabei geht und was das mit Grün zu tun hat? Das erfährst du in diesen Gespräch.

Auf nach Minitopia

Der Bus dreht eine enge Runde und hält abrupt an der Bushaltestelle, an der wir aussteigen müssen, um zu Minitopia zu gelangen. Eine mehrspurige Autostraße liegt vor uns. Die Autos zischen mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei. Wir müssen uns erst einmal orientieren: Ja, die nächste Straße rechts weg von der Autoschnellstraße - und schon stehen wir auf dem platten Land.

Pferdekoppeln, Maulwurfshügel, Bäume, ein halb verfallenes Hotel dessen Restaurant noch geöffnet zu sein scheint. Ein paar Meter weiter auf der rechten Seite eine Art Gehöft. Wir biegen - einer Ahnung folgend - in den Hof ein und schon lachen uns Blumen von drei Hochbeeten entgegen, die aus Paletten grob zusammengezimmert sind: Wir sind richtig.

Offene Werkstatt zum Reparieren und Upcyceln

Unser Hund Frida darf von der Leine und schon mal die Gegend erkunden. Wir suchen den Eingang und wenig später steht Stefanie Engelbrecht, genannt Stevie, vor uns. Die wilden, dunklen Locken hat sie zu einem lockeren Dutt aufgetürmt. Ihre braunen Augen leuchten, ihr Mund lächelt breit. Man muss sie sofort mögen. Stolz führt sie uns durch die ehemalige LKW-Reparaturwerkstatt. Zunächst geht es durch eine Holzwerkstatt. Hier kommen ganze Schulklassen zum Basteln und Werken vorbei.

Danach schlendern wir durch eine Art Café: Rechts ein Tresen, gegenüber mehrere kleine Tischchen mit Bänken - fast alles ist in Minitopia aus dem groben Holz ehemaliger Paletten gebaut. Einladend sieht es hier aus. Danach geht es in die große Halle: Viel Platz für große Upcycling-, Reparatur- und Kunstprojekt. In einer Ecke steht ein begehbares Kunstobjekt - eine Konsumkritik.

Permakultur-Garten mit Hochbeeten

Wir gehen durch die Hintertür auf den hinteren Hof, vorbei an einem Haufen gesammelter Dinge, die auf ihr Upcylcing warten, drei Kränen, die noch aus vorherigen Zeiten übrig sind, und stehen dann im Garten. Unter den herabhängenden Zweigen einer riesigen Birke haben Minitopia-Mitstreiter*innen eine Sitzinsel gebaut. Rechts hocken mehrere Hochbeete in kunterbunter Geselligkeit zusammen und tragen Früchte.

Links ein Hügel mit Bienenwiese und Miniteich aus alten LKW-Reifen. Dahinter noch ein alter Baum, der darauf wartet die Heimstatt eines Baumhauses zu werden. Und noch weiter hinten ein Vogelfutterhäuschen - in Neonpink mit Glitzermosaik. Wir setzen uns unter die Birke und beginnen unser Interview.

Gewagt und gewonnen

Stevy erzählt uns, wie alles ziemlich hopplahopp begann: Innerhalb von wenigen Wochen mussten sie das Geld für den Unterhalt und die Miete zusammenbekommen - immerhin 3.000 Euro monatlich. Sie haben was gewagt, den Mietvertrag unterschrieben und dann erst das Geld zusammengetrommelt.

Alles ging gut. Sogar noch besser. Wer durch die Werkstatt und über das Außengelände geht, kann kaum glauben, dass es Minitopia erst knapp ein Jahr gibt. Auch Stevy und ihre Mitstreiterin Käthe Schäfer waren von der Energie der Menschen überrascht, die kamen und gemeinsam mit ihnen diese kleine Realutopie aufbauen.

Minitopia ist ein Gemeinschaftsprojekt

Dieses Jahr stand vor allem im Zeichen des urbanen Gärtnerns: Mit Hilfe des Permakultur Instituts in Hamburg entstand der Hochbeetgarten. Dabei mussten sie viele Altlasten der Werkstatt wegräumen. Sogar Autobatterien haben die Minitopianer gefunden. Einen kleinen Gabelstabler, der vollkommen überwuchert war, konnten sie wieder fit machen.

Ein alter Krank soll für Kinder zum Spielen da bleiben. Die anderen Kräne sollen weg. Es ist wunderbar zu sehen, wie der einst zugemüllte Ort aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und das Grüne, die Natur wieder Raum und Platz bekommt.

Die beiden kümmern sich um Finanzierung und Organisation - und laden alle Interessierten ein, sich am Aufbau von Minitopia nach eigenem Geschmack zu beteiligen. Wo was wie gebaut oder gemacht werden soll, wird mit allen gemeinsam beschlossen. Bislang brauchten sie für die Zusammenarbeit noch keine Regeln, erklärt uns Stevy. Alles klappt irgendwie immer. Vor allem aber auch, weil Stevy und Käthe unermüdlich den Raum dafür schaffen.

Jeder kann sofort etwas tun!

Dennoch ist sich Stevie sicher: "Jeder kann jetzt sofort damit anfangen, die Welt zu retten. Dazu braucht man kein Minitopia und auch sonst nichts. Man kann es einfach tun. Es gibt so viele Möglichkeiten, um auch schon mit kleinen Dingen anzufangen", meint sie. Was entstehen kann, wenn ganz viele Menschen gemeinsam jeweils einen kleinen Beitrag leisten, dass kann man an Minitopia sehen.

Website: http://minitopia.hamburg

Kommentare (3)

  • An dieser Stelle ein Lob für dieses Projekt. Gefällt mir sehr gut. Doch leider bekämpft der Staat solche Projekte zu oft.

    • Hallo Julia, oh vielen Dank. Das freut uns wirklich sehr. Wir machen ja lediglich positive Vorschläge… Da hat sich noch niemand beschwert. 🙂 Liebe Grüße

  • Uwe

    Hallo !
    Ja ich war mit lieben Bekannten bei Stevie im Minitopia .
    Toll, einfach Klasse. Viel Lob von mir persönlich.
    Habe es an meine Freunde weiter gegeben,vielleicht waren die schon bei Dir Stevie .
    Leider komme ich erst jetzt dazu eine Antwort zu geben, ich war einige Monate in der Klinik mir ging es nicht gut.Aber ich bin ein
    Kämpfer und ein positiver Mensch.Ein echter Harburger Berge Junge.
    Ich komme bald wieder mal ins Minitopia .Liebe Grüße

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