Max Bryan über seine Obdachlosenprojekte | WOHNEN

Max Bryan über seine Obdachlosenprojekte | WOHNEN

Alle Obdachlosen von der Straße bekommen? Geht das? Max Bryan hat einen Traum, den er konsequent verfolgt. Dafür hat er eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen.

Hamburger Bürgerinitiative für Obdachlose

Ich leite in Hamburg eine kleine Bürgerinitiative zur Unterstützung von Hamburger Obdachlosen. Ziel ist es, niedrigschwellige Angebote zu schaffen für Obdachlose - speziell im Segment Unterbringung. Sei es in einem beheizten Wohncontainer, den Winter über oder auch in anderen Unterbringungsprogrammen. Das man den Menschen hilft die auf der Straße leben, eine Begleitung anzubieten.

Winternotprogramm ohne Einschränkungen

Ich bin ja ein Networker aus Leidenschaft. Ich verbinde Menschen und versuche mit meinen, mir gegebenen, Mitteln und Möglichkeiten einfach auch Obdachlosen zu helfen. Letzten Winter zum Beispiel haben wir den Obdachlosen Klaus in einem privat, nur aus Spenden finanzierten Wohncontainer untergebracht. Die wir im Video auch im Hintergrund sehen.

Klaus ist 61 Jahre alt und es ist immer schwierig für ihn diese Wege zu gehen. Weil auch in dem städtischen Winternotprogramm müssen die Obdachlosen auch jeden Morgen um neun Uhr raus und dürfen dann auch abends erst wieder rein. Und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, eine Lücke zu schließen und zu sagen, wie bieten ein privates Winternotprogramm an, wo die Leute ganztätig drinnen bleiben können. Bei uns gibt es keine Einschränkungen in Sachen Aufenthalt, wie lange die Leute drinnen sein dürfen oder nicht. Das ist das was wir versuchen zu machen.

Wir bekommen immer mehr Zulauf

Wir hatten ja auch einige Probleme im letzten Jahr gehabt, mit der Stellplatzsuche. Wir waren monatelang unterwegs und ich hätte auch nie gedacht, dass es auch so schwierig werden wird, einen Stellplatz von 6 Quadratmetern für so einen Container zu finden. Aber das war unheimlich schwierig. Wir haben uns da wirklich schwer getan, weil wir auch Absagen kassiert haben, noch und nöcher. Es hat gar nicht aufgehört. Das waren am Ende so 700 Seiten, die ich da dokumentiert habe, mit allen E-Mails, die ich je bekommen habe und mit den ganzen Absagen.

Aber in diesem Jahr sind wir besser aufgestellt, weil wir auch durch die Geschichte die wir hatten Zulauf bekamen. Auch zwei Hamburger Kirchen wollen sich jetzt der Sache anschließen, würden ganz gern eine Kooperation mit unserer Bürgerinitiative machen und auch einen Wohncontainer bei sich auf dem Gelände aufstellen. Und das ist ganz klasse, dass jetzt auch die Kirchen mitziehen, wo es doch im letzten Jahr auch in dem Bereich schwierig war. Das freut uns alle sehr, dass es dort auch vorangeht.

Ein Haus für Klaus

Und neben diesen weiteren Containerprojekten, die wir jetzt schon anschieben... Im Sommer quasi schon - man muss ja vorarbeiten für den Herbst. ...ist auch in Sachen Klaus was geplant: Klaus soll was eigenes bekommen. Aus "Ein Herz für Klaus" wird "Ein Haus für Klaus". Das heißt, wir wollen ihm ein kleines Minihaus bauen, an dem er auch Eigentum erwirbt. Klaus wird danach nie wieder obdachlos sein. Das ist das Schönste was wir jetzt noch tun können für ihn.

Jeder kann helfen

Es gibt hier in Hamburg zum Beispiel ein unheimlich verzweigtes Netzwerk an Helfern. Es gibt, glaube ich, 130 Sozialstationen, wo man auch ehrenamtlich mitwirken kann. Für Jedermann, der sich engagieren und mitmachen möchte. Es gibt auch die Freiwilligenbörse, wo sich freiwillige Helfer eintragen können, die dann entsprechend vermittelt werden in verschiedene Projekte, wo gerade Not am Mann ist, wo man mitmachen kann.

Ab wann macht wohnen glücklich?

Tja, was gehört zum glücklichen Wohnen dazu? Ich kann da vor allem aus der Erfahrung mit Klaus sprechen. Klaus ist ein sehr bescheidener und demütiger Mensch. Er stellt keine großen Ansprüche an seine Wohnverhältnisse. Also, wenn er da eine Ecke hat, wo er bleiben kann, wo er ein Dach hat und wo er für sich ist und den Menschen auf Augenhöhe begegnen kann, da ist er eigentlich schon sehr glücklich, mit dieser Form zu leben.

Mit den Stärken der Menschen arbeiten

Ich halte es auch für wichtig, dass man nicht nur mit den Defiziten der Menschen arbeitet, sondern auch mit ihren Stärken. Klaus zum Beispiel ist ein unheimlich guter Teekenner. Er kennt sich sehr gut mit Naturmedizin aus. Ich hatte dann schon überlegt, wenn man dann auf dem Parkplatz wo der Container oder sein Minihaus dann mal steht ein Tisch hinstellt, mit einem Schild dran: "Klaus - Würztee - Medizin - Würz- und Yogitee-Beratung". Da hätte er sicher regen Zulauf.

Wie ich wohne

Ich bin ja hier nur besuchsweise. Während ich in Hamburg meine Projekte betreue, habe ich so meine Ecken, wo ich hin kann. Gastweise in dem Fall. Aber das sind alles Leute, die ich jetzt erst kennengelernt habe, die ich früher gar nicht kannte. Teilweise habe ich sie über Facebook gefunden - habe da ja auch eine Ausschreibung gemacht und ein Zimmer gesucht, für die Zeit wo ich hier bin. Und das hat auch geklappt. Es hat sich jemand gemeldet. Ganz liebe Menschen darunter. Insofern komme ich hier ganz gut unter.
Max Bryan hat eine Bürgerinitiative für Obdachlose gegründet

Aber mein eigentlich Zuhause ist natürlich in Steinfurth, Bad Nauheim. Auf einem wunderschönen Gartenhof, wo ich 2012 angestrandet bin und auch liebe Menschen fand, die mir die Möglichkeit gegeben haben, dort bleiben zu dürfen. Insofern: Schöne Grüße nach Hause!

"I have a dream"

In erster Linie habe ich natürlich den Traum, alle Hamburger Obdachlosen erst mal unterzubringen. Das sind natürlich hehre bis utopische Ziele. Aber ich sag mal so: "Wer nicht wagt, der darf nichts hoffen". Das hat auch mal ein berühmter Mann gesagt, glaube ich, Schiller oder so.

Ich meine, es gibt in Hamburg über 1000 Millionäre. Wenn da nur einer hingehen und sagen würde: "Ich habe da noch eine Ecke Land. Da könnt Ihr rauf!" Allein das würde ein riesiges Zeichen setzen. Das wäre ein Symbol, gerade in einer so reichen Stadt, wo es auch so viel Armut gibt, dass man da auch irgendwie Leute begeistern kann. Das ist auch ein bisschen die Triebfeder, die mich antreibt. Ich habe die Möglichkeit, Bilder zu machen, Blogs und Texte zu veröffentlichen. Einfach Menschen für Menschen begeistern. Und andere ermutigen, vielleicht auch selbst tätig zu werden. Das ist das Ziel.

Menschen für Menschen begeistern

Bei der Gelegenheit würde ich natürlich auch gern meine beiden Projekte ansprechen. Es gibt ja "Ein Herz für Klaus" aus 2016. Das geht auch in 2017 weiter - ein Herz für Klaus 2.0 quasi. Wo wir mit weiteren Standorten kooperieren. Wo wir beheizte Wohncontainer aufstellen können. Dafür kann man auch nachwievor spenden, damit wir auch im Winter dann genügend finanzielle Mittel haben, um diese Container auch anzumieten. Vielleicht sogar zu kaufen. Es heißt ja, die Dinger werden gerade verschenkt an jeder Ecke. Es wäre natürlich klasse, wenn man einen für schmales Geld kaufen könnte.

Und natürlich geht es dann auch weiter mit Klaus. Das ist dann die zweite Säule des Projektes, dass wir für Klaus etwas Dauerhaftes, etwas Bleibendes schaffen, was er nie wieder verliert. Was ihm auch gehört: Das "Klaus-Haus".

Ich möchte Euch alle herzlich einladen, an dem Projekt teilzunehmen, mitzuwirken, zu spenden. Unter www.maxbryan.de kann man alle Informationen finden dazu.

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