Kevin Pottmeier ist Aktivist beim Tierrechtstreff Münster. Im Video erzählt er, wie sich Anthropozentrismus und Speziesismus auf unser Verhältnis zu Tieren auswirken.
Ich komme aus Münster, studiere hier an der Westfälischen Wilhelms-Universität Kulturpoetik, begreife mich aber hauptsächlich als Aktivist. Ich war schon immer angetan von freiheitlichen Ideen und habe mich dazu entschlossen, mein Leben nach diesen Ideen auszurichten. Meine Lebenszeit darauf zu verwenden, für diese Ideen zu kämpfen.
Was mich zum Aktivisten gemacht hat
Wir leben faktisch in einer Informationsgesellschaft und jeder weiß darum, wie tierliche Produkte produziert werden und wie sehr nichtmenschliche Tiere unter diesem perfiden System leiden. Und ich habe mir dann eben irgendwann die Frage gestellt - nachdem ich Kenntnis davon genommen habe: Möchte ich dieses System unterstützen oder mich ihm verweigern? Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, ich möchte mich ihm nicht bloß verweigern, sondern ich möchte ganz gezielt und entschlossen dagegen arbeiten. Und das war so das Schlüsselerlebnis, das mich zum Aktivisten gemacht hat.
Die Arbeit vom Tierrechtsstreff Münster
Der Tierrechtsstreff Münster ist eine Art herrschaftsfrei arbeitendes Kollektiv. Es gibt keine verbindlichen Mitgliedschaften, aber schon ein Kernteam, das sich so aus sieben bis zehn Aktivist*Innen zusammensetzt. Und das was wir machen, lässt sich am besten als sogenannte Graswurzelarbeit beschreiben. Das heißt, wir haben Infostände in der Stadt oder organisieren lokalen Protest, zum Beispiel wenn ein Zirkus vor Ort ist. In der Winterzeit stehen wir auch mal demonstrierend vor Pelzgeschäften.
Interne Bildungsarbeit ist noch ein Aspekt, der den Tierrechtstreff Münster in meinen Augen auszeichnet. Ich war schon mal bei diversen anderen Organisationen, da hat mir gerade die interne Arbeit, die theoretische Substanz, total gefehlt. Das ist bei dem Tierrechtstreff Münster anders. Wir organisieren interne Workshops und machen so eine Art "Skill Sharing", das heißt, jeder trägt das in die Gruppe hinein, was er oder sie gut kann und gibt es dann auch an die anderen Personen, die ein Interesse daran haben weiter. Das ist etwas, was ich anderswo vermisst habe.
Am Anfang steht das Mitleid
Anthropozentrismus und Speziesismus sind sehr theoretische Begriffe. Mit denen hat das natürlich nicht angefangen. Der erste Auslöser war ganz intuitives Mitleid. So wie es mein späterer Lieblingsphilosoph Arthur Schopenhauer sich zum Grundsatz seiner eigenen Ethik gemacht hat: Am Anfang steht das Mitleid. Ich habe mitempfunden mit anderen Lebewesen und habe das dann zum Anlass genommen, aktiv zu werden. Aber mit der Zeit habe ich mir natürlich auch ein theoretisches Fundament angeeignet, habe Tierrechtsliteratur bemüht und darin stößt mensch dann ganz automatisch auf Begriffe wie Anthropozentrismus oder Speziesismus.
Antropozentrismus: Die Welt ist für den Menschen da
Anthropozentrismus meint in erster Linie einfach, dass der Mensch - der diesen Anthropozentrismus erfunden hat - sich als Mittel-, Dreh und Angelpunkt der Welt begreift. Die Maxime des Anthropozentrismus besagt: Die Welt ist für den Menschen da. Und das ist zum Beispiel etwas, was wir in Religionen immer wieder erkennen. Religionen deuten das Weltgeschehen so, als wäre die Welt für den Menschen gemacht. Insofern ist Religion eigentlich auch ein ausgezeichnetes Beispiel für Anthropozentrismus.
Speziesismus: Die Spezies entscheidet darüber, wie wir mit einem Lebewesen umgehen
Speziesismus, ein sehr sperriger Begriff, lässt sich am leichtesten erklären in Analogie zu anderen Ismen, z.B. zu Rassismus oder Sexismus. Allgemein ist eben, dass eine bestimmte Eigenschaft, also ein Wesensmerkmal herausgegriffen wird, um es moralisch aufzuladen. Beim Rassismus ist es zum Beispiel die Abstammung. Bei Speziesismus wird die Spezies herausgegriffen und mit einem moralischen Wert belegt, der objektiv überhaupt nicht begründbar ist. Und auf diesem objektiv nicht bestimmbaren Wert der Spezieszugehörigkeit wird sich dann berufen, um Lebewesen die darüber nicht verfügen zu diskriminieren.
Ein ganz einfaches Beispiel für Speziesismus ist, dass wir sagen: Schweine sind sogenannte "Nutztiere" und Hunde "Haustiere". Die Spezies Hund berechtigt das Lebewesen Hund dazu, dass er von uns Fürsorge erfährt, wogegen die Zugehörigkeit zur Spezies Schwein eine Rechtfertigung dafür ist, dass entsprechende Tier zu töten. Das ist Speziesismus, dass wir die Art und Weise wie wir mit einem Lebewesen umgehen davon abhängig machen, welcher Spezies es angehört.
Wir unterschätzen die Wirkmacht von Sprache
Ich glaube, in der Sprache muss sich einiges verändern... Nicht nur in Bezug auf nichtmenschliche Tiere, damit sie weniger diskriminierend wirkt. Es gibt eine gesellschaftliche Tendenz dahingehend, die Wirkmacht von Sprache zu unterschätzen. Dann gibt es vor allem auch populistische Parteien, die gerade die Political Correctness wieder überwinden wollen, die versuchen, der Diskriminierung in der Sprache entgegenzuwirken.
Im Hinblick auf nichtmenschliche Tiere zum Beispiel wäre es sinnvoll, Dinge so zu benennen wie sind. Also auf sogenannte Euphemismen zu verzichten. Wir reden dann nicht mehr von "Fleisch", sondern schlicht und ergreifend von "Leichenteilen", die verzerrt werden. Oder es ließe sich eine juristisch verurteilende Sprache finden für das, was wir mit Tieren machen. Indem wir nämlich nicht mehr sagen, wir "schlachten" sie, sondern wir "ermorden" sie. Denn nichts anderes tun wir letztendlich. Ich denke, da gilt es anzuknüpfen, um das Mensch-Tier-Verhältnis in der Sprache sichtbarer zu machen, also die Qualität des Mensch-Tier-Verhältnisses.
So gibt es zum Beispiel auch Menschen, die ganz intuitiv Tiere heranziehen, um andere Menschen zu diffamieren. In dem sie beispielsweise sagen: "Du Sau!" oder so. Das soll den Adressaten oder die Adressatin natürlich beleidigen, aber auf Kosten des Tieres. Auf Kosten des Rufes des Schweins. Das klingt banal, aber ich bin der Überzeugung, dass solche vermeintlich banalen Suggestionen in der Summe einfach etwas mit uns anstellen; nämlich dass wir Tieren eine entsprechend negative Konnotation irgendwann beimessen.
Wir müssen das Tierliche in uns akzeptieren
Ich glaube, die Beziehung zu nichtmenschlichen Tieren hat durchaus positive Auswirkungen, die aber erarbeitet werden müssen. Die Art und Weise wie wir aktuell mit nichtmenschlichen Tieren verfahren, ist natürlich höchst schizophren. Aber das ist ein anderes Thema...
Mir geht es vor allem erst mal darum herauszustellen, dass der Mensch nichts anderes ist als ein Tier! Und das die Kluft zwischen Mensch und Tier eben auch sprachlicher Natur ist. Wir sprechen von "Mensch" und "Tier", aber meinen mit der Kategorie Tier quasi alles - vom Fisch bis zum Vogel. Vom kleinsten Tier, bis hin zum Elefanten. Wogegen der Mensch einen singulären Anspruch hat. Das finde ich schon problematisch. Da gibt es einen ganz großen quantitativen Unterschied.
Wir neigen dazu, glaube ich, uns als Menschen ein wenig überzubewerten. Das heißt, uns zu erhöhen. Wir sind nämlich nichts anderes als andere Tiere. Als Naturwesen. Und das zu erkennen ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Mensch-Natur- und Mensch-Tier-Verhältnisses. Die Anerkennung und Akzeptanz des Tierlichen in uns, wenn wir das begreifen und akzeptieren, dann kann uns auch wieder ein gesünderer und natürlicherer Umgang mit nichtmenschlichen Tieren und der Umwelt überhaupt - und auch untereinander - gelingen. Unter dieser Voraussetzung, so glaube ich, müssen wir die Gestaltung des Mensch-Tier-Verhältnisses praktizieren.
Für Negative Rechte kämpfen
Eine utopische Sozialgemeinschaft mit Tieren würde voraussetzen, dass wir nichtmenschlichen Tieren erst einmal sogenannte Negative Rechte zusprechen. Das heißt, dass wir ihnen Freiheit und körperliche, wie geistige, Unversehrtheit gewährleisten. Sie also nicht mehr, so wie wir es heute nicht hinterfragt praktizieren, töten, misshandeln, quälen, einsperren und so weiter dürfen... Alles was darüber hinaus käme, müsste theoretisch sehr genau erwogen und in der Praxis dann erarbeitet werden. Aber bis dahin ist es noch ein unheimlich langer Weg.
Ich selbst werde mein Leben lang für die Durchsetzung dieser Negativen Rechte kämpfen. Die Generationen nach mir werden das auch noch tun. Und wenn das irgendwann erreicht ist, dann muss die Menschheit sich Gedanken darüber machen, welche positiven Rechte müssen wir anderen Tieren eigentlich zusprechen? Sind wir zum Beispiel dafür zuständig, dass andere Tiere ärztlich betreut werden und dergleichen? Aber das sind alles so Fragen, die jetzt noch hinten angestellt werden müssen, wo es um die Erkämpfung der sogenannten negativen Rechte geht.
Seid aktiv!
Traut euch für eure Überzeugungen auf die Straße zu gehen und euer Leben daran und danach auszurichten! Es reicht einfach nicht zu verzichten. Das vegane Leben allein hilft niemanden. Viel wichtiger ist es, seine Überzeugungen auf die Straße zu bringen und die Rechte der nichtmenschlichen Tiere tatsächlich zu erkämpfen. Durch Konsum oder Nichtkonsum wird die Welt nicht gerettet. Nicht allein, da gehört noch mehr dazu.
Meine Aufforderung an alle ist: Seid aktiv!
Hier geht es zum Tierrechtstreff Münster.
Aktion: Veggy oder vegan?
Wenn du Lust bekommen hast, deine Ernährungsweise auf Pflanzenkost umzustellen, dann findest du in dieser Aktion Tipps für hilfreiche, erste Schritte.
Herr Pottmeier ( schrotri )
Bist du das ?????????????????
Ich bin Darja hast du das Paulschneider verlassen ???
Wo arbeitest du jetzt ????
LG Darja Peters
Ps: ich bin wirklich du hast mir das Mein Name ist Greta geschickt also als Vuch und den Brief
DANKE DANKE DANKE
Antworte !!
BITTE