Was ist die beste Art des Zusammenlebens? Wie wollen und wie sollten wir wohnen? Und wie können wir Wohnraum für alle schaffen?
Es geht weiter. Wir starten mit dem siebten Themenbereich. Wir sind noch immer im Bereich Haus unterwegs. Das nächste Themengebiet lautet WOHNEN. Das wird noch mal besonders spannend, weil es auch einen Abschluss zu den bisherigen Themengebieten darstellt. Und wir haben uns wieder einiges vorgenommen...
Was wir uns vorgenommen haben
ILONA KOGLIN: Ich widme mich in dieser Etappe besonders dem sozialen Aspekt, nämlich der Frage, wie sich Gemeinschaften bilden. Wie sich das Thema Gemeinschaftsbildung voranbringen lässt. Was man dafür tun kann. Und ich treffe mich auch mit Menschen, die selbst in einer Gemeinschaft wohnen und darüber etwas zu berichten haben.
MAREK ROHDE: Ich werde mich mit dem Thema Wohnglück auseinandersetzen und werde mal versuchen zu erkunden, wie glücklich ich hier bei uns bin. Dazu haben wir eine interessante Aktion. Und ich möchte eigentlich noch mehr darüber erfahren, denn nicht alle sind so glücklich, dass sie untergebracht sind. Ich hoffe, dass ich auch Gespräche führen kann mit Menschen, die sich beispielsweise um Obdachlose kümmern. Denn für diese ist das nicht selbstverständlich, ein Dach über dem Kopf zu haben. Und da sind wir absolut privilegiert. Wenn man über das Wohnen spricht, dann muss man auch über das Nichtwohnen sprechen.
I K: Auch das ganze Themenfeld Gentrifizierung und bezahlbare Mieten.
M R: Das wird uns sicherlich auch noch herausfordern, denn da ist nicht alles eitler Sonnenschein. Und je wir uns dann später noch aus dem Haus heraus entfernen, werden wir feststellen, dass es da einiges gibt was im Argen liegt. Das interessiert mich auch persönlich, mich damit zu beschäftigen. Da geht es nicht mehr so sehr um die ganzen Dinge im Haushalt, nicht mehr um Energie und solche Sachen, sondern um das Wohnen selbst.
I K: Ich habe auch den Eindruck, dass wir jetzt ein bisschen davon weg kommen. Nachdem wir uns beim Einrichten mit Möbeln beschäftigt haben, mit Elektrogeräten, mit dem Haushalt, den ganzen Stoffströmen im Haus, geht es jetzt eher darum zu fragen: Was sind eigentlich die sozialen Aspekte des Wohnens? Da geht es eben um Obdachlosigkeit, gemeinsames Wohnen, solche Themen.
Welche Zahlen uns beeindrucken
M R: Ich habe gerade gelesen, dass 6 Milliarden Menschen wohl 2050 in Städten wohnen werden. Also man muss sich darüber Gedanken machen, wie man die unterbringt. Und zwar so, dass sie dort gut wohnen, nicht einfach nur gekästelt übereinander. Das ist also auch eine architektonische Herausforderung. Aber auf jeden Fall auch eine Herausforderung des Wohnens, wie man gemeinsame Räume so gestalten kann, dass für jeden genügend Platz und Möglichkeit zur Entfaltung gegeben ist.
I K: Wobei ich eben auch finde, dass durchaus die Frage: "Wie viel Wohnraum brauchen wir denn eigentlich?" eine Rolle spielt. Und auch die Frage: "Müssen wir denn tatsächlich alle abgesondert von den anderen einzeln wohnen?
Zur Frage, wie viel Wohnraum brauchen wir eigentlich: Heutzutage haben wir pro Person durchschnittlich 45 Quadratmeter. Und zum Vergleich, denn das verändert sich über die Zeit: 1998 waren es pro Person 39 Quadratmeter. Man kann also sagen, dass innerhalb der letzten 20 Jahre wir knapp (!) zehn Quadratmeter dazugewonnen haben.
Ich hatte da mal eine Zahl herausgesucht, die mich wiederum sehr bewegt hat. Und zwar, dass der Einpersonenhaushalt mittlerweile die häufigste Wohnform geworden ist. Laut dem Mikrozensus von 2011 sind das 37,2 % aller Haushalte. Das finde ich, ist eher eine traurige Bilanz, weil wir dadurch auch viele andere Dinge verlernen. Zum Beispiel, wie wir untereinander Kompromisse oder einen Konsens finden können. Wie können wir mit anderen Menschen im Alltag lernen auszukommen, auch wenn die anderer Meinung sind? Das sind ja ganz viele Dinge, die man im täglichen Zusammenwohnen und Zusammenleben an Sozialkompetenz entwickeln kann. Was ich denke, was wir auch in unserer Gesellschaft dringend brauchen.
Unsere Gespräche
M R: Das Thema Wohnen ist auf jeden Fall sehr vielschichtig, denn es berührt uns stärker, als wir im ersten Moment annehmen. Und bisher ist es eben immer ein Effizienzdenken gewesen, sowohl in der Architektur, als auch in der Art wie man sein Leben führt. Bei den anderen Themen haben wir beispielsweise festgestellt, dass wir viel zu viele Dinge besitzen. Selbst das wirkt sich auf eine Gesellschaft aus, die aus lauter Einzelhaushalten besteht. Weil jeder natürlich alles braucht. Und für viele ist es Teil ihres Statusverständnisses, diese ganzen Dinge zu besitzen, was natürlich absoluter Unfug ist. Es ist sicherlich sinnvoll für alle die solche Sachen verkaufen, aber weniger sinnvoll für jeden von uns, alles zu haben.
Das sollten wir noch mal infrage stellen. Und ich hoffe auch, dass wir mit Leuten sprechen, die es infrage stellen, die unter Umständen auch andere Formen des Miteinanderwohnens dann präsentieren können und vielleicht auch schon praktizieren, die ernsthafte und gangbare Alternative darstellen.
I K: Ich habe schon ausgemacht, dass ich mich mit zwei Menschen treffe. Einmal den Hans-Christoph Bill vom Stadtschloss. Das ist ein Wohnprojekt hier in Hamburg. Ein Mehrfamiliengebäude, wo die Menschen zusammenleben und sich alles Mögliche teilen, eine gemeinsame Werkstatt haben, einen Gemeinschaftsraum, wo sie zusammen feiern, eine Dachterrasse mit einer Sauna darauf. Also alle möglichen Dinge, die sie gemeinsam tun.
Und dann würde ich mich gern mit Michael Würfel treffen. Der ist Filmemacher und Buchautor und lebt im Ökodorf Sieben Linden und hat auch ganz viel zu berichten, wenn es um das Gemeinschaftsleben und das alternative Wohnen geht. Und da bin ich schon sehr gespannt.
M K: Ja, wo du gerade vom Ökodorf sprichst... Ich finde noch einen interessanten Aspekt das Bauen. Wie werden unsere Häuser gebaut? Wie gesund sind sie? Das Thema Ökobau beispielsweise. Ich hoffe, dass ich auch dort interessante Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen finden kann. Bei mir ist die Liste noch nicht komplett, aber ich bin gerade auf der Suche. Das man auch andere Formen des Bauens finden kann. Denn für mich gehört das unmittelbar zusammen. Welche Stoffe werden eingesetzt? Woraus besteht so ein Haus, in dem man dann hinterher womöglich gemeinschaftlich neue Formen des Wohnens praktizieren kann? Das ist für mich noch mal ein ganz spannendes Thema.
Unsere drei Fragen
Und wir stellen natürlich auch wieder drei Fragen, wie in allen anderen Themengebieten auch.
1. Wie wohne ich glücklich? Wie wirkt es sich auf uns persönlich aus?
2. Wie wohnen wir fair und sozial? Welche Auswirkungen hat es auf das Miteinander?
3. Wie wohnen wir umweltfreundlich? Welche ökologischen Dimensionen hat es?
I K: Im Grunde genommen haben wir ja schon ein bisschen darüber diskutiert: Bin ich tatsächlich glücklich, wenn ich alleine lebe? Wenn ich zwar auf der einen Seite genau bestimmen kann, wie es aussehen soll, was ich habe und so weiter - auf der anderen Seite aber eben alleine lebe?
Beim fairen und sozialen Wohnen auch zu schauen, ob Wohnraum bezahlbar ist. Wer ist eigentlich ausgeschlossen vom attraktiven Wohnraum? Und wie ist das Ganze organisiert?
Und beim umweltfreundlichen und fairen Wohnen hast du ja schon die Baumaterialien erwähnt, aber zum Beispiel auch, wenn man die Wohnung renoviert. Mit was für einer Farbe streiche ich eigentlich die Wände? Was nutze ich da als Teppichboden? Gerade beim Teppichboden habe ich gelesen, gibt es auch viel Kinderarbeit und da kann man darauf achten, dass es eben fair gehandelt ist.
M R: Es ist noch mal ein interessanter Abschluss sicherlich und noch mal eine neue Perspektive auf das Thema Haus. Was kann ich im Haus verändern?
I K: In diesem Sinne: Wir machen uns auf...
Wir freuen uns natürlich, wenn du mit dabei bist. Über Feedbacks, Anregungen, Aktionen, Tipps, aber auch Kritik.
Mach mit
Und wir hoffen natürlich auch, wenn ihr zu dem Thema ein Video beisteuern und auch ein Bestandteil des Gesamtfilms werden wollt, Lust dazu habt und uns einfach kontaktet. Uns einen Film schickt oder auf einen Videofilm hinweist, den ihr schon habt. Wir würden uns super freuen. 🙂
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