Ein Laden wie aus alten Zeiten: Im Stückgut, Hamburgs Unverpackt-Laden in Altona, gibt es alles lose. Das Müsli ebenso wie das Shampoo und die Nudeln. Warum das so toll ist und wie das funktioniert, erzählt Insa Dehne, eine der Stückgut-Gründerinnen.
Unverpackt-Laden: Unweit des Bahnhofs Altona
Bei Wind und Regen gehen wir vom Altonaer Bahnhof die Ottenser Hauptstraße runter, biegen links in die erste kleine Seitenstraße "Am Felde" ein – und stehen vor einem schnuckeligen Laden. Wir machen gerade die Aktion "unverpackt einkaufen" und sind deshalb auf dem Weg zum Stückgut. Ein großes, zweiflügeliges Holztor schützt den Eingang sicherlich nachts. Nun steht es offen und gibt den Blick frei auf eine Glasfront mit altertümlicher Ladentür. Wir treten ein, es klingelt. Sofort fühle ich mich in die Zeit meiner Kindheit versetzt.
Mein Vater betrieb, als ich klein war, zwei Reformhäuser. Und wer Reformhäuser kennt, der weiß, dass sie diesen ganz typischen Geruch haben. Genau dieser Geruch steigt mir auch hier in die Nase: Ich fühle mich auf Anhieb unheimlich wohl. Dazu trägt sicherlich auch die schöne Atmosphäre der Räume bei: Eine ehemalige Hofeinfahrt ist nun Vorraum des Ladens. Hier findet man Brot, Obst und Gemüse, Eier, Milchprodukte und – für Veganer – Getreide-Milchprodukte und Brotaufstriche.
Laden und Café in einem
Ein paar Stufen hoch geht es in den Ladenraum mit Café-Ecke. Ein Tresen auf der rechten Seite ist zugleich Café-Theke und Kasse. Zwei junge Frauen stehen dahinter und begrüßen uns: Wir sind zum Interview verabredet mit Insa Dehne, einer der Gründer*innen des Unverpackt-Ladens "Stückgut". Wir setzen uns in die Café-Ecke gegenüber des Tresens und beginnen unser Gespräch.
Im Hintergrund die Regale mit den großen Gläsern mit Süßigkeiten, Gewürzen und einigem mehr. Daneben eine ganze Wand voller Schütten, aus denen man sich von Müsli bis Reis allerhand kleinteilige, lang haltbare Lebensmittel in die mitgebrachten Behälter zapfen kann. Daneben auch ein Sortiment an Behältern, die man hier kaufen kann – für diejenigen, die sich erst noch für das unverpackt Einkaufen rüsten müssen. Hinter dem Tresen die Ecke mit den Drogerieprodukten: Reinigungsmittel und Kosmetik.
Wie funktioniert ein Unverpackt-Laden?
So heimelig und gemütlich wie der Laden wirkt, ahnt man wohl nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt. Denn selbstverständlich ist es keineswegs, all diese Produkte auch tatsächlich unverpackt zu bekommen. In unserem Gespräch berichtet Insa ehrlich auch von den Schwierigkeiten. Dass die Hersteller natürlich nicht wegen der eben doch relativ kleinen Margen, die die Unverpackt-Läden ihnen abnehmen, ihren Vertrieb umstellen – sprich auf die sonst üblichen Verpackungen verzichten.
Doch die Zahl der Unverpackt-Läden in Deutschland steigt, meint Insa. Sie haben sich zusammengeschlossen und befinden sich gemeinsam mit etlichen Herstellern in einem Prozess, um möglichst unverpackte Alternativen für die Auslieferung der Produkte zu finden. Daneben bietet der Laden viele regionale Produkte von kleinen Herstellern. Ganz günstig ist es nicht, hier einzukaufen, wie ich nach unserem Gespräch feststelle. Sicherlich wird es sich nicht jeder leisten können, hier seinen kompletten Bedarf zu decken – auch wenn ich weiß, dass die Preise gerechtfertigt sind: Ein kleiner Laden wie dieser hat halt nicht die Margen wie große Supermarkt- oder Drogerieketten.
Daher schlägt mein Herz auf jeden Fall für Stückgut und das Team. Auch wenn manche (etwa die Zeitschrift enorm in ihrer jüngsten Ausgabe) in Sachen Unverpackt-Läden viele Wenns und Abers finden – ich bin der Meinung, dass wir diese Vorreiter brauchen. Nicht nur, weil sie zeigen, dass es auch unverpackt geht. Sondern auch, weil sie die sonst doch recht einseitige Konzernlandschaft der Supermarkt- und Drogerieketten bunter machen. Und ich weiß, wie viel Arbeit und Mühe so ein Laden macht. Daher sagen wir dem Stückgut-Team:
Danke, dass ihr Hamburg wieder ein Stückchen schöner, ökologischer und unverpackter macht!
Unsere Veranstaltung im Stückgut: Das Wandel-Labor
Veränderungen sind nie leicht – egal, ob es um plastikfrei leben, verpackungsfrei einkaufen oder etwas anderes geht. Deshalb kannst du an diesem Abend in einem Kurz-Workshop dein persönliches Wandel-Experiment entwickeln, das dir bei der Veränderung hilft, die du dir wünschst für diese Welt …
7. August 2017 | 20:00 Uhr | Stückgut, Am Felde 91 | Stückgut bei Facebook | Stückgut-Website
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