Dieser Monat und unsere dritte Etappe der Expedition ist uns ganz schön auf den Magen geschlagen. Nicht wegen dem Essen an sich – sondern wegen der Erkenntnis, wie unglaublich ineffizient, zerstörerisch und unfair unser Ernährungssystem ist.
Doch wenn wir es aus dem positiven Blickwinkel betrachten wollen, dann hat das was wir essen eine unglaublich große Wirkung auf uns, unsere Mitmenschen und die Natur. Das war uns in dieser Dimension nicht bewusst – und dir geht es vielleicht ähnlich. Oder wusstest du, dass Fleischesser etwa 16 mal so viel klimaschädliche Gase wie CO2 verursachen wie Menschen, die sich vegan ernähren – vorausgesetzt, sie essen beide Bio.
Wir können viel verändern
Oder war dir klar, dass statistisch gesehen knapp die Hälfte jeder Kartoffel im Müll landet – und 26% davon wir Verbraucher und Verbraucherinnen wegschmeißen? Klar, es muss auch viel strukturell und politisch geändert werden. Doch das zeigt, dass allein schon wir Verbraucher ganz viel verändern können.
Wer sich zum Beispiel vegetarisch, bio, saisonal und regional ernährt und keine oder so wenig Lebensmittel wie möglich wegschmeißt, kann geschätzt 20% seiner CO2-Emissionen einsparen. Das wäre auf die gesamte Bevölkerung gesehen eine enorme Einsparung, denn die Herstellung und der Vertrieb von Lebensmitteln ist vermutlich für 30% aller Treibhausgase verantwortlich.
Klima, Artenschutz, Gerechtigkeit, Ressourcen
Die Auswirkung unserer Ernährung auf das Klima ist ja nur ein Teil des Ganzen. Bei Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Ressourcenschutz oder Artensterben sieht es ähnlich dramatisch aus. In Nordrhein-Westphalen sind in den letzten 25 Jahren rund 80% aller Insekten verschwunden – und die industrielle Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und Monokulturen sehen Umweltschützer als einen Hauptgrund dafür an.
Es gibt also genug Gründe, sich bewusst, fairer und ökologischer zu ernähren. Doch seine Essgewohnheiten zu ändern, fällt nicht jedem leicht – das wissen wir selbst. Dieser Monat und auch schon unsere Erfahrungen aus den ganzen letzten Jahren, in denen wir uns mit dem Thema beschäftigen, haben uns gezeigt, dass so eine Umstellung ein langsamer, schrittweiser Prozess ist.
Ein langsamer Prozess
Wichtig dabei ist aus unserer Sicht, dass man die Freude und den Genuss bei der Sache aber trotz all der schrecklichen Umstände nicht vergisst. Denn Essen ist ja mehr, als nur ein physisch notwendiger Vorgang – es soll ja auch schmecken, gesellig sein, dem Gemüt gut tun...
Anderen Weltretterinnen und Weltrettern geht es anscheinend ähnlich: „Ich bin vor wenigen Jahren durch einen Bildungsurlaub zur Vollwertkost gekommen, da ich eine umfassende Aufklärung über die Industrieprodukte bekommen habe. Nach dem Bildungsurlaub habe ich in ähnlichen Schritten meine Ernährung umgestellt und damit auch mein Einkaufsverhalten. Insgesamt hat es aber doch fast 2 Jahre gedauert, bis die Umstellung beim Essen und Einkaufen komplett war“, hat uns zum Beispiel Ronny geschrieben.
Gemeinsam Essgewohnheiten ändern
Doch eine Umstellung lohnt sich nicht nur wegen der Umwelt, sondern auch wegen des eigenen Wohlbefindens: „Ich ernähre mich auch gerne Vegan seit ca. 1 Jahr und fühle mich dadurch einfach Gesünder“, hat uns zum Beispiel Ayna geschrieben – und das haben wir auch von vielen anderen Menschen gehört, die auf eine vegane Ernährung umgestiegen sind.
Besonders einfach und schön ist es, wenn man zusammen mit anderen Neues ausprobiert – wie zum Beispiel die Aktionsgruppe von der Leuphana Universität in Lüneburg festgestellt hat. Sechs Studierende haben gemeinsam die Aktion „Veggy oder vegan?“ gemacht und sich einen Monat lang vegetarisch oder vegan ernährt haben.
Eine Gemeinschaft kann aber auch in anderer Hinsicht helfen, besser mit Lebensmitteln umzugehen, wie wir gemerkt haben, als wir die Lebensmittelretter von Foodsharing besucht haben. Eine bunte Truppe war da vor Ort und hat sich bestens unterhalten und amüsiert beim Verteilen von Lebensmitteln, die ansonsten im Müll gelandet wären.
Fazit: Essen
Unser Fazit des Monats: Sich fair und ökologisch zu ernähren kann genauso lecker und abwechslungsreich, wie konventionelles Essen. Es ist also vor allem eine Frage der Gewohnheit – und weniger des guten Geschmacks – ob man sich ökologisch und sozial ernährt. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war jedoch die unglaubliche Dimension, die sich mit dem Themengebiet Essen verbindet. Nur eine Zahl: In Deutschland werden jährlich um 500.000 Tonnen Brot weggeworfen. Was für eine Verschwendung – und das ist noch nicht mal die Schlimmste.
Und doch ist unsere Ernährung ja nur ein kleines Puzzlesteinchen in unserem Leben. Was ist mit all den anderen Dingen, die wir sonst noch konsumieren? Welche negativen Auswirkungen hat es, wenn wir unbedacht in die Regale der Supermärkte und Kaufhäuser greifen? Und was können wir besser machen? Bringt das überhaupt etwas? Was meinst du? Schreib uns deine Meinung!
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