Erwin Möller über Generationsgrenzen der Nachbarschaft | NACHBARN

Erwin Möller über Generationsgrenzen der Nachbarschaft | NACHBARN

Erwin Möller betreibt ein Stadtteilarchiv. Im Video erzählt er, warum es manchmal schwierig sein kann, Nachbarschaft über Generationen hinweg herzustellen.

Was ich mache

Ich bin 1935 geboren, seit 1961 bin ich in Hamburg Langenhorn und habe um 1981 angefangen, ein Archiv aufzubauen. Einmal, weil es mich interessiert, wie es hier alles mal war. Andererseits als Beschäftigung für meine Rentnerzeit. Und bis jetzt hat es gut geklappt. Ich werde von allen Seiten angesprochen und angefragt, mache Vorträge, zeige auch Bilder und bin damit sehr zufrieden und ausgelastet.

Archivar Erwön Möller aus Langenhorn

Anderes Alter, andere Interessen

Wir haben - wir wohnen wie gesagt seit 1961 hier - eine sehr schöne Nachbarschaft, die nach und nach jedoch nicht mehr so optimal ist. Die alten Leute sterben weg. Ich gehöre zwar auch zu den Alten, aber ich will ja 100 werden. Insofern habe ich noch Zeit. Doch mit den jungen Leuten, die zwar sehr nett sind, gibt es diese intensive Nachbarschaft so nicht mehr bei uns. Alleine deshalb schon mal, weil der Altersunterschied zu hoch ist. Ich bin wie gesagt 82. Die jetzt hier einziehen sind vielleicht so 40, höchstens 50 Jahre alt. Und die haben ganz andere Interessen. Ganz andere Musik und Dinge, die sie so machen. Es sind eben auch die ganzen Themen... Das ist mit unseren nicht mehr ganz zu vereinbaren. Wir kommen gut miteinander aus, aber so intensive Nachbarschaft machen wir nicht mehr.

Hilfsbereit, aber keinen direkten Kontakt

Die Nachbarschaft fördern kann man, in dem man anbietet: "Komm doch mal vorbei!" Eine Tasse Kaffee trinken oder was auch immer machen. Aber da habe ich schon festgestellt, dass die gar nicht eingeladen werden möchten. "Nö, lass man. Wir machen unser Ding". Dann ist auch gut. Dann sagen die: "OK. Wir sind jederzeit da und helfen." Und das haben die auch gemacht.

Ich hatte hier zum Beispiel mal einen Schaden vor der Haustür, mit Regenwasser. Da kam sofort der neue Nachbar, mit dem man fast gar nicht gesprochen hatte, an und sagte: "Pass mal auf. Ich habe so Gartenbänke. Die legen wir mit einer Folie darüber und dann läuft das ganze Wasser ab..." Und das fand ich ganz toll. Die sind sofort da. Aber trotzdem, so direkten Kontakt haben wir nicht.

Gute Nachbarschaft kann man nicht erzwingen...

Eine gute Nachbarschaft kann man nicht erzwingen. Das muss wachsen und sich ergeben. Und das tut es hier ja auch im gewissen Sinne. Aber nicht so ausgeprägt. Das heißt: "Jederzeit bin ich da. Aber andererseits will ich meine Sachen machen", so heißt es manchmal. Und das ist dann auch in Ordnung. Wir kommen ja auch in unserem Alter mit anderen zusammen, die hier nicht mehr wohnen. Weil die jungen Leute eben andere Interessen haben. So sind wir mit unseren Interessen eben mit anderen zusammen.

sie muss sich ergeben

Eine bessere Nachbarschaft kann man eigentlich gar nicht erwarten, wenn man so will. Wie ich vorhin sagte: Ich kann das ja nicht erzwingen oder sagen: "Pass mal auf, wir müssen was tun." Nachbarschaft kann man nur leben, wenn sich das so ergibt und jeder das von selbst aus macht, ohne das er das überhaupt merkt. Dann ist es etwas Vernünftiges. Wenn man aber im im Hinterkopf hat: "Mensch ich muss ja aufpassen und denen helfen. Das ist ja unser Nachbar", dann ist das, finde ich, alles wieder verkrampft und nicht mehr so schön.

Sie muss sich ergeben

Junge Menschen die hier einziehen, können gern so leben wie sie jetzt auch leben. Wenn es denn irgendwie wichtig ist, dass sie dann mal zupacken - und das tun die ja. Und das finde ich dann auch in Ordnung.

Insofern kann man sagen, dass junge Leute nicht irgendetwas machen müssen. Das ergibt sich dann von selbst.

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